Neue Opferambulanz für misshandelte Frauen

MUTMACHEN Gewalt in der Partnerschaft ist ein Tabuthema. Helfen soll ein neues Netzwerk

Misshandelte und vergewaltigte Frauen in Niedersachsen bekommen Unterstützung von einer neuen Anlaufstelle. Sie können sich nach einem Übergriff in sogenannten Beweisambulanzen von Rechtsmedizinern untersuchen lassen, ohne sofort bei der Polizei Strafanzeige erstatten zu müssen. Die professionelle Spurensicherung direkt nach der Tat ermögliche eine spätere Beweisführung vor Gericht, sagte Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) bei der Vorstellung des Projekts „Netzwerk ProBeweis“.

Hintergrund ist, dass zum Beispiel Vergewaltigungsopfer häufig so stark traumatisiert sind, dass sie gar nicht oder erst weit später in der Lage sind, zur Polizei zu gehen. Dann lassen sich aber zum Beispiel Verletzungen nicht mehr dokumentieren.

Die ersten Beweisambulanzen werden am 1. Juni in der Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und in der Außenstelle des Instituts in Oldenburg eröffnet, weitere sollen folgen. Das niedersächsische Ministerium für Soziales finanziert das Projekt drei Jahre lang.

Statistisch ist der eigene Partner der gefährlichste Mann für Frauen: Nach einer Studie des Bundesfamilienministeriums wird jede vierte Frau in Deutschland zumindest einmal im Leben Opfer von häuslicher Gewalt oder einer Sexualstraftat, begangen vom aktuellen oder einem früheren Partner. Die Dunkelziffer ist hoch. So erstatten nur zehn Prozent der Frauen, die in Beratungsstellen von Schlägen berichten, tatsächlich Anzeige. Bei Sexualdelikten sind es sogar nur fünf Prozent.  (dpa)