Die Wahrheit: Packeis zu Nikolaus

Fünf Worte – eine Geschichte. Aber für eine gute Geschichte braucht es schon ein paar mehr. Auch wenn manches Wort dann am Schluss fehlt.

Im Grunde ist es ganz einfach. Man nehme ein paar besonders schöne Worte der bundesdeutschen Sprache und füge sie zu einer ganz besonders schönen Geschichte. Im Grunde simpel. Und dann?

Eben doch nicht so leicht, wie man es sich anfangs so leichtfüßig gedacht hatte. Sondern richtig schwer, nicht nur für den Ingenieur – siehe auch „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ …

Erinnert sich noch jemand an jenes rührend verstaubte Bonmot? Es stammt übrigens in der Urfassung nicht von Johanna Theodolinde Erika Fuchs, geborene Petri, ersonnen für den Entenhausener Chaoserfinder Daniel Düsentrieb, sondern von Heinrich Friedrich Wilhelm Karl Philipp Georg Eduard Seidel, einem deutschen Ingenieur und Schriftsteller, der damit 1871 sein „Ingenieurlied“ einläutete. Die erste Zeile hieß damals „Dem Ingenieur ist nichts zu schwere“.

Nun denn. Mal rasant und foxi jetzt die just zufällig im Kopf herumgeisternden und dann behände ausgewählten fünf Worte wenigstens hier „ein für alle Mal“ (vier finale Füllwörter vom Feinsten!) hingeschrieben: Packeis, Viehkrankheit, Wasserglas, Insolvenzberater und Männertreu. Zum besseren Memorieren noch mal von rückwärts nach vorwärts notiert: Männertreu, Insolvenzverwalter, Wasserglas, Viehkrankheit, Packeis. Wie schön das Wort Wasserglas jeweils mittig glänzt! Eine Augenweide, wäre die Geschichte drumherum nicht doch ein wenig, aber nur ein ganz kleines bisschen, weil irgendwie menschlich, traurig.

Und da sind wir auch schon mittendrin. In der Geschichte. Es begab sich itzo Folgendes: Kurz hinter Itzehoe befand sich in den finalen neunziger Jahren in einem Garten voller Männertreu das florierende Büro des Insolvenzverwalters Dr. Siebenstein. Die Geprellten gaben sich die Klinke in die Hand, fast keiner und keine von ihnen sah sein oder ihr Geld je nur wieder, und das alles dank Dr. Siebenstein, der einfach nur ein lausig schlechter Insolvenzverwalter war. Alles an und in ihm war ein einziger Sturm im, Achtung, jetzt kommt es, das Wort, ein einziger Sturm im – Wasserglas.

So, drei von fünf besonders schönen Worten der bundesdeutschen Sprache textlich untergebracht, es fehlen noch Viehkrankheit und Packeis. Gütiger Großgott, wie packen wir bloß das Packeis in eine komfortable Kurzgeschichte mit der Viehkrankheit hinein? Lieber nicht? Kneifen gildet aber nicht an dieser Stelle. Und sonst auch nicht. Was tun?

Eine neue Geschichte muss her, und die geht so: Als der Nikolaus mal zu Ostern Urlaub machen wollte, vertippte er sich bei der Wahl seines Ferienzieles, das war schlecht, denn so oft konnte er sich das verordnete Blaumachen auch nicht leisten, also kurzum: Der Nikolaus landete im Packeis, denn er hatte statt Griechenland Grönland gebucht, und da gab es eben noch und trotz der Klimakrise ordentlich Packeis.

Stopp! Die Viehkrankheit! Was hat die mit Packeis und Nikolaus zu tun? Rein gar nichts. So simpel ist das alles nicht, siehe oben. Ende.

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Seit 2013 bei der taz-Wahrheit, zeitweise auch Themenchefin in der Regie und Redaktionsrätin. Außerdem Autorin mit Schwerpunkt Frankreich-Themen

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

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