Inflation verteuert Hamburger Schulessen: Die Frage bleibt: Wer zahlt?

Wegen steigender Kosten fordert Hamburgs CDU eine Subvention fürs Schulessen. Auch Rot-Grün will helfen, Gespräche dazu mit den Caterern laufen noch.

Menschen in bunter Kleidung halten Schilder hoch.

Schon im Sommer protestierten Beschäftigte für eine Übernahme der gestiegenen Kosten beim Schulessen Foto: Markus Klemm/dpa

HAMBURG taz | Von der Inflation bleibt auch das Schul­essen nicht verschont. Die Preise etwa für Öl, Quark, Butter, Mehl, Rinderhack, Nudeln, Eier und Brötchen sind kräftig gestiegen. Hinzu kommt der seit dem 1. Oktober auf zwölf Euro gestiegene Mindestlohn. Ein Anlass für die Hamburger CDU, vom rot-grünen Senat mehr Geld fürs Schulessen zu fordern.

„Gutes Essen für 4,15 Euro, das geht unter diesen Bedingungen nicht mehr“, sagt die CDU-Politikerin Birgit Stöver. Sie beantragte am Mittwoch in der Bürgerschaft, die Stadt Hamburg möge für zwei Jahre je drei Millionen Euro zur Schulverköstigung zuschießen. Die Regierungsfraktionen lehnten ab und nannten den Antrag überflüssig, da man bereits mit den Caterern rede.

Aber das Schulessen ist ein ewiger Zankapfel. Schulsenator Ties Rabe (SPD) rühmt sich zwar, 280 Kantinen gebaut zu haben, doch für deren Betrieb gibt die Stadt wenig dazu. Nur an den Grundschulen sind die Preise sozial gestaffelt. Ab Klasse 5 zahlen alle Eltern – mit Ausnahme der Hartz-IV-Empfänger – den unsubventionierten Preis.

Und dieser Preis wurde in diesem Jahr ­bereits zwei Mal erhöht. Zum 1. Februar von 3,50 Euro auf 4 Euro, weil die Stadt eine im Hamburg-Wahlkampf 2020 kurzfristig doch gewährte Subventionierung um 50 Cent wieder einsparte. Und zum 1. August dann auf 4,15 Euro als reguläre Anpassung, orientiert am Preisanstieg der vergangenen fünf Jahre.

Clarissa Herbst, SPD-Fraktion Hamburg

„Es soll und wird in diesem Schuljahr keine finanzielle Mehrbelastung für Hamburgs Eltern geben“.

Doch dies fängt die aktuelle Inflation nicht auf. Andere Städte geben daher Geld dazu. In Kiel zum Beispiel bekommen die Schulcaterer aktuell 5,27 Euro pro Essen, wovon die Eltern nur 2,40 Euro in der Grundschule und 2,80 Euro in der weiterführenden Schule zahlen müssen. In Hannover erhalten die Caterer 5,30 Euro, wovon die Eltern 3,80 Euro zahlen. „So eine Preisbremse muss es auch in Hamburg geben“, sagt Stöver. Auf keinen Fall dürfe man die Familien stärker belasten, „sonst melden Eltern ihre Kinder ab“.

In der Tat verhandeln die Schulcaterer mit der Schulbehörde über eine Preisanhebung. Laut Petra Lafferentz von der Initiative Hamburger Caterer (IHC) war dies bisher ergebnislos. „Es ist völlig offen, ob es zu einer Einigung kommt.“ Laut Schulbehördensprecher Peter Albrecht sind diese Gespräche „auf einem konstruktiven Weg“.

Das Problem: Erlaubt die Behörde eine Preiserhöhung, müssen die Eltern das zahlen. Ohne eine finanzielle Abfederung durch die Stadt stünde Hamburg unsozial da. Laut Albrecht würde die Behörde eine soziale Ermäßigung für ältere Schüler begrüßen. Nur koste dies zwölf Millionen Euro – und die ließen sich aktuell „nicht finanzieren“.

Allerdings fragen einige Küchenträger, ob nicht Geld durch Umverteilung frei werden könne. „An den Grundschulen gibt es – ganz unabhängig vom Elterneinkommen – einen Rabatt für Geschwisterkinder“, sagt Clara Mehlhose vom Träger „Alraune“. Statt pauschal Geschwister zu begünstigen, könne man das Geld für bedürftige ältere Kinder nutzen.

CDU-Frau Stöver findet, Hamburg sollte das Schulessen die zwölf Millionen wert sein. SPD und Grüne warfen ihr jedoch vor, sie führe eine Scheindebatte. SPD-Politikerin Clarissa Herbst versprach: „Es soll und wird in diesem Schuljahr keine finanzielle Mehrbelastung für Hamburgs Eltern geben“. Die Grüne Andrea Nunne sagte, die Behörde plane Entlastungen, etwa durch „weniger Tierprodukte“. Schließlich trat Rabe ans Redepult und stellte für die Caterer einen „Überbrückungszuschuss“ in Aussicht. Eigentlich, räumte er ein, müsse ein Schulessen derzeit fünf Euro kosten.

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