Roter Teppich fürs bewegte Bild

Berlin stellt der Filmwirtschaft so viel Geld wie nie zuvor zur Verfügung. Auch in Organisation von Filmdrehs und Nachwuchsförderung will das Land investieren. Was Berlin davon hat, ist schwer zu beziffern

Von Susanne Messmer

Noch nie wurden in Berlin so viele Filme gedreht wie jetzt. Allein 6.000 waren es im vergangenen Jahr – und dieses Jahr gab es bereits spektakuläre Drehs für den fünften Teil der Filmreihe „Die Tribute von Panem“ in der Karl-Marx-Allee. Straßensperren gab es auch für David Wnendts Verfilmung von Felix Lobrechts autobiografisch inspiriertem Roman „Sonne und Beton“ in Neukölln. Kurz: Die Berliner Filmindustrie boomt.

Insofern ist es nur folgerichtig, dass der Berliner Senat der Filmwirtschaft in dieser Stadt mehr Geld zur Verfügung stellt denn je. Bei einer Pressekonferenz im Kino Delphi Lux stellt Berlins Regierende Franziska Gipfel (SPD) am Mittwoch den zweiten „Senatsbeschluss Filmfreundliche Stadt“ vor. Der erste Beschluss dieser Art stammt noch aus dem Jahr 1999.

Der aktuelle Beschluss enthält drei Aufstockungen: Erstens bekommt die Filmförderung stetig mehr Geld. 2022 waren dies allein 22,2 Millionen Euro, also rund 3 Millionen mehr als im Vorjahr und rund 12 Millionen mehr als noch 2010. Zweitens erhält die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) statt der bisherigen 6 Millionen ab nächstes Jahr 8 Millionen Förderung, 2025 wird sie außerdem in neue Räume am Friedrich-Krause-Ufer in den Berlin Decks ziehen. Dieses Geld soll den Mangel an Fachkräften in der Filmindustrie auffangen. Und drittens plant der Berliner Senat für 2023 eine zentrale Anlaufstelle für Drehgenehmigungen, sodass die Filmleute nicht mehr von Bezirk zu Bezirk rennen müssen. Dafür sind im Haushalt 1,6 Millionen Euro eingestellt.

Was Berlin allerdings von den Drehgenehmigungen hat, lässt sich schwer beziffern und ist deshalb wohl nur am Rande Thema der Pressekonferenz. 2015 wurden rund 269.000 Euro an Gebühren für Drehs eingenommen, mit neueren Zahlen konnte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bis Redaktionsschluss nicht dienen.

Nicht alle Filmdrehs bringen neue Arbeitsplätze in der Stadt, dafür bringen sie aber teils zahlreiche Gäste, was wiederum die Tourismusindustrie freut. „Es wird siebenmal so viel Geld hier ausgegeben, wie das Medienboard gibt“, sagt Kirsten Niehuus vom Medienboard Berlin-Brandenburg.

Und schließlich gibt es Effekte, die kaum zu berechnen sind. Die zunehmende Anzahl von Berlinbildern im Film verändert das Image der Stadt. Keiner weiß, wie viele junge Existenzgründer aus aller Welt nach Berlin kommen, weil sie irgendwann den Film „Goodbye Lenin“ oder die Serie „Babylon Berlin“ gestreamt haben. Oder wenn Stars aus Hollywood wie „Matrix“-Regisseurin Lana Wachowski nach Berlin ziehen und hier Netzwerke aufbauen. Die vielen Film- und Serienproduktionen sind für Berlin zum Werbemittel geworden.

Giffey jedenfalls ist sich sicher: Die Filmindustrie wächst und hat einen hohen Anteil am neuen Wohlstand Berlins und am „neuerlichen Wirtschaftswachstum von 3,7 Prozent“ in diesem Jahr.