Aktivist über Transfeindlichkeit: „Wir lassen uns nicht verdrängen“

Ein Bremer Bündnis ruft vor dem Trans* Day of Remembrance zur Demo auf. Ak­ti­vis­t*in Finn Müller begründet, warum Sichtbarkeit wichtig ist.

Queere Aktivist*innen halten ein Banner, auf dem steht "The future is intersectional - queer perspectives".

Auf die Straße für die Rechte queerer Menschen: Teil­neh­me­r*in­nen einer Demo in Leipzig Foto: dpa

taz: Finn Müller, woher kommt der Bündnisname – „Bite Back“?

Finn Müller: „Bite Back“ ist aus der Idee entstanden, dass wir unsere Angst überwinden wollen. Denn natürlich macht es etwas mit uns, wenn wir von Gewalt an trans* und queeren Menschen hören, wenn wir selbst verbal oder körperlich angegriffen werden, wenn wir Morddrohungen bekommen. Der kämpferische Name zeigt, dass wir uns davon nicht aus der Öffentlichkeit verdrängen lassen.

Welche Forderungen haben Sie als Bündnis?

ist Jahrgang 1987 und arbeitet im Bereich Jugendbildung. Seit 20 Jahren engagiert sich Finn Müller als Ak­ti­vis­t*in für Menschenrechte, Umweltschutz und ein respektvolles Miteinander.

Es geht uns darum, den öffentlichen Raum zurückzufordern. Wir wollen die Bremer Bevölkerung erreichen und ihre Solidarität einfordern – auch, um das Leben für trans*- und queere Menschen in Bremen sicherer zu machen. Wir fordern, dass sich Politik und Polizei verantwortlich zeigen und auf die Zunahme von transfeindlicher Gewalt mit konkreten Maßnahmen und Investitionen reagieren. Bloße Anteilnahme wie bisher macht uns nicht sicherer.

Wer ist Teil von „Bite Back“?

Wir haben explizit nicht versucht, verschiedene Organisationen oder politische Gruppen zusammenzubringen. „Bite Back“ ist ein Zusammenschluss von Einzelpersonen. Dazu zählen trans*- und queere Personen, aber auch Menschen, die sich solidarisch zeigen wollten.

Wie schützen Sie die Demo vor Störaktionen?

Wir werden Zettel austeilen, um Teil­neh­me­r*in­nen zu informieren, wie sie sich bei Störaktionen verhalten können. Außerdem haben wir ein Awarenessteam und spezialisierte Ord­ne­r*in­nen auf der Demo für den Fall, dass es zu bedrohlicheren Szenarien kommt. Wir arbeiten auch mit der Polizei zusammen – gerade wenn es um unseren körperlichen Schutz geht, sehen wir es als deren Verantwortung, Gefahrensituationen richtig einzuschätzen und rechtzeitig einzugreifen.

Warum haben Sie ein eigenes Sicherheitskonzept?

Bei der letzten Mahnwache und auch beim Trans*Inter*Dyke- March haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Polizei Bedrohungen von außen nicht immer sieht. Es ist auch vorgekommen, dass die Bremer Polizei Morddrohungen und andere Diskriminierungen nicht ernst genommen hat, als sich Betroffene an sie gewandt haben. Wir haben eine Grundskepsis, ob die Polizei rechtzeitig Gefahren analysiert und einschreitet. Diesbezüglich sind wir im Gespräch.

Wieso demonstrieren Sie am Vortag des Trans* Day of Remembrance?

Bremen: Sa., 19. 11., 12 Uhr, Start: Lucie-Flechtmann-Platz

Hamburg: Aktion zum Trans* Day of Remem­brance: So, 20. 11., 16 bis 18 Uhr, Heidi-Kabel-Platz

Wir wollen Gewalt gegen trans* Personen ins Zentrum stellen. Diese hat in Bremen stattgefunden und nimmt zu. Gleichzeitig wollen wir deutlich machen, dass trans* Personen nicht die einzigen Mitglieder der queeren Community sind, die Gewalt und Bedrohungen erfahren – daher haben wir die Demo auf den 19. November gelegt.

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