Hoch hinaus im Grünen

Anwohner wehren sich gegen Pläne der Kölner Unikliniken, in ihrer Nachbarschaft ein 29 Meter hohes Laborgebäude zu errichten. Noch ist dort ein Park. Bürgerbeteiligung ist nicht vorgesehen

Von THOMAS SPOLERT

„Wir werden hier sukzessive zugepflastert“, schimpft Helmut Strack. Seit Jahrzehnten genießt der Familienvater die kleine Grünanlage an der Robert-Koch-Straße in Köln Lindenthal. Doch gegenüber dem Dreifamilienhaus der Stracks planen die Kölner Unikliniken ein neues Laborgebäude. Die grüne Oase muss dafür weichen. Mit sieben Geschossen und einem Staffelgeschoss soll der geplante Uni-Bau 29 Meter hoch in den Himmel ragen. Einen vergleichbar hohen Baukörper gibt es in der Robert-Koch-Straße nicht. „Mit diesem überdimensionierten Gebäude kommen wir in den ewigen Schatten“, beschreibt Strack die unangenehmen Folgen für die Anwohner. Gemeinsam mit seinen Nachbarn wehrt er sich seit Monaten gegen die Baupläne der Unikliniken.

Doch die Protestbriefe, die die Initiative bisher an Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), die Bezirksregierung und das Land geschrieben hat, blieben ohne Erfolg. Alles läuft nach geltendem Recht ab. Denn das Gelände, auf dem die Unikliniken bauen wollen, gehört dem Land Nordrhein-Westfalen. Ein Bebauungsplan mit Bürgerbeteiligung ist gar nicht vorgesehen. „Es handelt sich um ein Baugenehmigungsverfahren“, erklärt der Leiter des Kölner Bauaufsichtsamtes, Hans-Jochen Hemsing. Nur die Interessen der unmittelbar an der Grundstücksgrenze wohnenden Nachbarn würden berücksichtigt. Deren Einwände würden nach Baurecht geprüft.

„Es muss doch geprüft werden, ob die Dimension des Neubaus noch angemessen und erforderlich ist“, fordert hingegen Helmut Strack. Neben dem Schattenwurf, den das künftige Laborgebäude der Unikliniken verursacht, fürchten die Anwohner ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Denn in dem neuen Gebäude sollen 500 Arbeitsplätze untergebracht sein. „Es sind aber nur 59 Parkplätze in der Tiefgarage vorgesehen“, so Strack. Der Parkdruck im Viertel würde dadurch weiter erhöht. Seit langem werde der Stadtteil völlig umfunktioniert, kritisiert Strack. Die Uni habe bei der Stadt „Narrenfreiheit“. Politik und Stadt müssten bei den Planungen der Universitätskliniken endlich eingreifen.

Der städtebauliche Vertrag, den die Stadt und die Universität letztes Jahr wegen der vielen Neubaupläne und der damit verbundenen Proteste von Anwohnern ausgehandelt haben, liegt derweil auf Eis. Der Vertrag enthält die künftigen Bauvorhaben der Unikliniken und regelt die Mitwirkungsmöglichkeiten.

„Die Stadtverwaltung ist der Uni-Klinik völlig hörig“, kritisieren auch die Grünen in Lindenthal den geplanten Neubau. Das neue Laborgebäude an der Robert-Koch-Straße sprenge jeden Maßstab und zerstöre das Stadtbild. „Leider sind die Universitätskliniken politisch und bauplanerisch für uns exterritoriales Gebiet“, bedauert Roland Schüler von den Grünen. Die Öko-Partei scheiterte auf der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Lindenthal mit ihrem Antrag, sich gegen das Neubau-Projekt der Unikliniken auszusprechen. Stattdessen forderte die Bezirksvertretung, dass der neue Baukörper sich städtebaulich einfügen solle.

In das neue Gebäude soll nach Angaben der Grünen auch das private Cell Center Cologne (CCC) einziehen. „Dies widerspricht dem alten Übereignungsvertrag zwischen Stadt Köln und Universität, dass nur universitäre Einrichtungen errichtet werden dürfen“, so die Grünen. Wer jedoch in das Gebäude einzieht, wird im Baugenehmigungsverfahren nicht geprüft.

Unterdessen will die Nachbarschaftsinitiative weiter gegen den Neubau kämpfen. Gegen eine Baugenehmigung will Helmut Strack klagen, damit die Belange der Nachbarn von einer unabhängigen Instanz überprüft werden. Außerdem wird sich der Beschwerdeausschuss des Kölner Rates mit dem Thema beschäftigen müssen. „Wir werden eine Bürgerbeschwerde einreichen“, kündigt Strack an.