Kinder fragen, die taz antwortet: Wieso gelten Hörner als Heilmittel?
Hörner von Nashörnern und Stoßzähne von Elefanten werden oft als „Medizin“ gereicht. Aber Nägelkauen hilft ja auch nicht, wenn man krank ist.
Teures Statussymbol: Beschlagnahmtes Elfenbein in Singapur Foto: Xinhua/imago
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Emil, 9 Jahre.
Lieber Emil, danke für deine wichtige Frage! In vielen Kulturen schreibt man Tieren bestimmte Eigenschaften zu. Der Fuchs gilt als schlau, der Tiger als stark und der Esel als dumm. Manche Menschen glauben, dass diese Eigenschaften auf sie übergehen, wenn sie die Tiere essen oder trinken. Nach dem Motto: Du bist, was du isst.
Besonders in der in Südostasien verbreiteten traditionellen chinesischen Medizin werden deswegen Tiere getötet, um aus ihnen „Medikamente“ zu machen. Beim Nashorn glaubt man, dass sein Horn besondere Liebeskräfte hat, weil seine Form und seine Härte männliche Stärke symbolisieren. Im Detail lässt du dir das aber lieber von deinem Papa erklären. Abgesehen davon soll das Horn auch gegen Krebs und Fieber helfen.
Auch aus den Stoßzähnen von Elefanten werden „Medikamente“ gemacht. Er ist aber vor allem begehrt als Statussymbol. Ähnlich wie für Gold oder Diamanten zahlen Menschen viel Geld für Gegenstände aus Elfenbein. So nennt man das Material, aus dem die Stoßzähne bestehen.
Wie du gemerkt hast, habe ich Medikamente in Anführungszeichen gesetzt. Denn die Mittel, die aus den Tieren gemacht werden, haben keinen Effekt. Wenn du Nashornpulver isst, wirst du nicht stark wie ein Nashorn. Das Horn besteht aus Keratin, genauso wie unsere Haare und Fingernägel. Und Nägelkauen hilft ja nun wirklich nicht, wenn man krank ist.
Tierschützer gehen davon aus, dass jedes Jahr 10.000 bis 20.000 Elefanten ermordet werden, um ihre Stoßzähne zu verkaufen. Auch sollen zuletzt durchschnittlich 700 Nashörner pro Jahr durch illegale Jagd gestorben sein. Wenn das so weiter geht, sterben die Nashörner aus. Beim Nördlichen Breitmaulnashorn, ist das 2018 leider schon passiert.
Leider ist der Aberglaube schon so alt, dass es auch heute noch viele Menschen gibt, die daran glauben. Obwohl sie es besser wissen müssten. Aber so ist das ja oft mit alten Traditionen.
Um deine Frage zu beantworten, habe ich übrigens mit einem Sinologen – das ist ein Experte für chinesische Kultur – und mit der Tierschutzorganisation Peta gesprochen. Wenn dich das Thema bewegt, möchte ich dich dazu ermutigen, dich weiter damit zu beschäftigen. Denn jede Tierschützerin und jeder Tierschützer war einmal ein Kind, das Fragen gestellt hat.
Leser*innenkommentare
Budzylein
Warum soll sich Emil denn von seinem Papa erklären lassen, weswegen Form und Härte des Nashorn-Horns "männliche Stärke" symbolisieren? Uraltes Rollenklischee? Die Mama weiß das doch bestimmt auch.
fly
Leider teilweise Thema verfehlt. Ohen Stosszähne wäre es besser gewesen, zumal es noch viel mehr tierische Produkte als potentielle Heilmittel gibt.
Übrigens isst niemand einen Fuchs um schlau zu werden und selbst Tiger werden nicht gegessen.
Obwohl. Der Fuchsschwanz am Manta war schon ein Schlauheitssymbol. Eindeutig.