IAEA prüft Moskaus Vorwürfe: Zurück in der Ukraine

Die Atomenergiebehörde hat erneut Experten in das Land entsandt. Russland behauptet, dort werde an einer „schmutzigen Bombe“ gebaut.

Rafael Mariano Grossi an einem Rednerpult vor Fahnen der UN

Rafael Mariano Grossi, Generaldirektor der internationalen Atomenergiebehörde, am 27. Oktober in New York Foto: Eduardo Munoz/reuters

Erneut ist Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), mit einer Delegation von Experten in der Ukraine eingetroffen. Dieses Mal war er von der Ukrai­ne schriftlich gebeten worden, das Land zeitnah zu besuchen. Grund der Einladung und des Besuchs sind Anschuldigungen aus Russland, die Ukraine würde an zwei Orten an einer „schmutzigen Bombe“ basteln. Das ist ein konventioneller Sprengkörper, der bei seiner Explosion radioaktives, chemisches oder biologisches Material freisetzt. Gegen Ende der Woche, so Grossi, sei mit seinem Bericht über die Inspektionen vor Ort in der Ukraine zu rechnen.

Während die Ukraine und die IAEA nicht mitteilen, um welche zwei Orte es sich handelt, berichtet die russische Agentur RBK.ru, die Inspektion werde im Institut für Atomforschungen in Kiew und im Staatlichen Kombinat für Bergbau und Anreicherung in Schowti Wody durchgeführt. Zuvor hatte der Chef der Strahlen-, Chemie- und Biologieschutztruppen der russischen Streitkräfte, Generalleutnant Igor Kirillow, erklärt, das russische Verteidigungsministerium verfüge über Informationen über Pläne Kiews, eine „schmutzige Bombe“ einzusetzen und dies dann Moskau in die Schuhe zu schieben.

Und das russische Verteidigungsministerium will gar wissen, dass die Ukraine die Arbeiten an dieser Bombe praktisch schon abgeschlossen habe. Kiew, so das russische Verteidigungsministerium, könnte radioaktive Substanzen aus den abgebrannten Brennelementen des AKWs Tschernobyl zur Herstellung verwenden.

Nicht ganz sauber

Doch wie glaubhaft ist das? Als Beweis für die Anschuldigung hatte das russische Außenministerium auch ein Foto veröffentlicht. Doch ganz sauber scheint man beim Außenministerium nicht gearbeitet zu haben. So hatte in einer ersten Reaktion auf diese Anschuldigung die slowenische Regierung erklärt, dass ein Dia, das die Vorbereitung der Bombe veranschaulichen soll, nichts dergleichen zeige. Es stamme aus dem Bildarchiv einer slowenischen Agentur, die 2010 radioaktiven Müll fotografiert habe.

IAEA-Generaldirektor Grossi ist indessen weiter sehr beunruhigt über die Situation in Europas größtem Atomkraftwerk, dem AKW Saporischschja in Enerhodar. Auf ihrem Portal berichtet die IAEA von einer Explosion einer Landmine, die am Montagabend die Hauptstromverbindung zu einem der Reaktoren des ukrainischen AKWs Saporischschja unterbrochen hatte. Erneut zeige dieser Vorfall, so die IAEA, wie fragil es um die Sicherheit der Anlage bestellt sei. Als Folge der Explosion werde nun Reaktor Nr. 4 über eine Notstromleitung versorgt. Ein weiterer Grund zur Beunruhigung seien die zunehmenden militärischen Aktivitäten um das AKW.

Sorgen bereitet der IAEA auch der zunehmende Stress, dem die Mit­ar­bei­te­r:in­nen des AKWs ausgesetzt sind. Das Personal, so Grossi, arbeite hart und unter schwierigen Bedingungen daran, wiederholte Stromausfälle wie Anfang Oktober zu verhindern. Es sei beunruhigend, dass die Mit­ar­bei­te­r:in­nen des Kraftwerks Saporischschja von Russland aufgefordert würden, neue Arbeitsverträge mit einer von Russland gegründeten Firma zu unterzeichnen.

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