Tod einer Radfahrerin: Feuerwehr gibt Blockierern Schuld

Feuerwehr legt Abschlussbericht über den tödlichen Unfall einer Radlerin vor. Straßenblockaden seien ursächlich für Verspätung der Rettungskräfte.

Die Trümmer eines Rades hinter einem Absperrband

Vom Rad blieben nach dem Unfall nur Trümmer Foto: dpa

Berlin taz | Die Berliner Feuerwehr hat einen Abschlussbericht zu dem Unfall einer 44-jährigen Radlerin vorgelegt. Darin heißt es, dass die Blockade durch Aktivisten der Letzten Generation die Anfahrt eines Rettungswagens verzögert hätten. „Der Stau, bedingt durch die Straßenblockaden“ sei ursächlich für das verspätete Eintreffen des sogenannten Rüstfahrzeugs am Unfallort, so das Schreiben vom Mittwoch, das der taz in Teilen vorliegt.

Die Frau war am Donnerstag vergangener Woche an den Folgen ihres schweren Unfalls mit einem Betonmischer am Montag gestorben. Die Frage, ob sie hätte gerettet werden können, wenn es keine Blockade von Aktivisten an einer Autobahn einige Kilometer entfernt gegeben hätte, wurde seitdem weithin diskutiert. Das Rüstfahrzeug stand auf der A 100 im Stau. Letztlich klären muss das wohl die Justiz.

Die Feuerwehr hatte bereits kurz nach dem Unfall in der Blockade den Grund gesehen für das verspätete Eintreffen des Wagens. Die Frage einer Mitschuld war damit aber nicht beantwortet: Denn am Donnerstag berichtete die Süddeutsche Zeitung, dass die behandelnde Notärztin unabhängig vom Stau wegen der schnellen Befreiung des Opfers auf das Spezialfahrzeug verzichtet hätte. Die Notärztin selbst hat aber wohl keinen schriftlichen Vermerk über den Vorfall angefertigt, sich aber dem ärztlichen Leiter der Feuerwehr erklärt.

In dem Abschlussbericht der Feuerwehr, über den zuerst der Tagesspiegel berichtet hatte, wird der Einsatzverlauf noch einmal minutiös dargelegt. Die Anfahrt des Rüstwagens, der den Betonmischer von der Verletzten heben sollte, verzögerte sich danach staubedingt auf der A 100 um acht Minuten. Die ursprüngliche Eintreffprognose sei 8.37 Uhr gewesen. Wäre diese Zeit eingehalten worden, wäre das Fahrzeug nur eine Minute später als die Notärztin eingetroffen.

„Durch das rechtzeitige Eintreffen hätten die Einsatzkräfte und die Notärztin vor Ort weitere Handlungsoptionen gehabt“, so die Schlussfolgerung des Berichts. So habe die Notärztin in Abstimmung mit dem Rettungsteam entschieden, dass der Betonmischer von der Verletzten heruntergefahren wird; diese war zwischen zwei Reifen eingeklemmt. Die Entscheidung sei unter Zugrundelegung taktischer und medizinischer Gesichtspunkte und mangels von Alternativen zu diesem Zeitpunkt gefallen. Das Verfahren sei grundsätzlich keine empfohlene Rettungstaktik, denn eine Gefährdung der verletzten Person ließe sich dabei nicht ausschließen, heißt es in dem Bericht.

Der Bericht der Feuerwehr ging am Mittwoch bei der Senatsverwaltung für Inneres ein. Deren Pressestelle wollte sich zum Inhalt am Mittwoch nicht äußern, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt. Man werde sich an Spekulationen über den Unfallhergang und die Rettungsmaßnahmen nicht beteiligen, sagte ein Sprecher. Der komplexe Sachverhalt müsse in Gänze durch die Staatsanwaltschaft im Rahmen der Ermittlungen aufgearbeitet werden. Sämtliche Beweismittel, Gutachten und Berichte würden Eingang in das Verfahren finden.

Die Aktivisten der Letzten Generation hatten trotz des Tods der Radfahrerin ihre Proteste und auch Straßenblockaden fortgesetzt. Am Mittwoch hissten sie auf dem Brandenburger Tor ein Plakat mit der Forderung nach mehr Klimaschutz.

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