Neue Musik aus Berlin: Webstuhl der Experimente

Die Violinistin Biliana Voutchkova improvisiert in verschiedenen Duo-Konstellationen. Das Ergebnis sind Alben voller Soundsplitter und Schönheit.

Die Violinistin Biliana Voutchkova steht vor einer Wand mit abstrakten Graffiti in verschiedenen Blautönen, sie trägt ein schwarzes Kleid

Experimentiert mit Violine, Stimme und Perkussion: Biliana Voutchkova Foto: Boryana Pandova

Eins und eins macht viele. Die zeitgenössische Violinistin Biliana Voutchkova veranstaltet seit dem Frühjahr eine Serie von Duokonzerten, zu denen sie sich Gäste aus dem Bereich der experimentellen Musik einlädt. Aus der Reihe heraus entstehen insgesamt sieben Alben. Die beiden aktuellsten sind im September erschienen, und eines davon gehört passgenau in den verlängerten Nachsommer des Jahres 2022.

„Like Thoughts Coming“, das gemeinsame Album mit der Violaspielerin Joanna Mattrey, bringt es mit fünf Stücken auf eine Laufzeit von einer knappen Dreiviertelstunde. Vogelstimmen und Stadtgeräusche, Field Recordings aus dem Garten einer Freundin, fungieren gleichberechtigt in der kammermusikalischen Besetzung.

Voutchkova und Mattrey loten die Möglichkeiten der Streichinstrumente erheblich aus und sorgen für Überraschungsmomente: Es gibt perkussive Sequenzen und kitschbefreiten Folk. In dem zehnminütigen Stück „Approaching Memory“ geht es zu wie in einem Webstuhl.

Biliana Voutchkova und Joanna Mattrey: Like Thoughts Coming; Biliana Voutchkova und Susana Santos Silva: Braga (beide Alben erschienen bei Relative Pitch Records); Doppelduo-Konzert mit Veronika Svobodová und Lena Czerniawska, 2. 11., 20 Uhr, Studio Rainer Spehrl, Brunnenstr. 152, 2. Hinterhof

Das Album „Bagra“ mit der Trompeterin Susana Santos Silva umfasst zwei Stücke in knapp einer Stunde. Aus Hektik wird große Ruhe, an Soundsplitter schließen sich getragene Drone-Flächen an. Voutchkova und Silva spielen zusätzlich nicht näher benannte Objekte, bei Voutchkova kommen noch Stimme und Perkussion hinzu und in der 17. Minute des zweiten Stücks „Geraldine“ sogar ein Klavier.

Ab der 20. Minute stellt sich in der Interaktion der beiden Musikerinnen unglaubliche Schönheit ein. Also, nur keine Bange vor der improvisierten Musik. Sie trägt bei zur Unbeschwertheit.

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Robert Mießner, geboren 1973 in Berlin. Studium der Neueren und Neuesten Geschichte, Philosophie und Bibliothekswissenschaft. Flaniert und notiert, hört zu und schreibt auf.

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