Russland mit dem Fuß in der Tür

Wie im benachbarten Mali wird auch in Burkina Faso Putins Reich als neuer Wunschverbündeter genannt. Die Verbindung zwischen den Ländern besteht schon lange

Für Russland, gegen Frankreich: Protestierende in Ouagadougou, Ende September Foto: Sophie Garcia/ap

Aus OuagadougouKatrin Gänsler

Als im September vorigen Jahres bekannt wurde, dass Malis Militärregierung ein Abkommen mit der russischen Sicherheitsfirma Wagner unterzeichnet hat, war das Entsetzen im Westen groß. Russland will seine Präsenz in Afrika ausbauen, hieß es. Dabei gibt es seit der Unabhängigkeit der westafrikanischen Länder Kontakte. Vor allem in den Jahrzehnten des Kalten Krieges boten die damalige Sowjetunion sowie Länder der Ostblockstaaten jungen Afri­ka­ne­r*in­nen Studienplätze an, häufig für Fächer wie Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Ingenieurs- und Wirtschaftswissenschaften.

Placide Floriant Yameogo, der für ein Telekommunikationsunternehmen arbeitet und Dozent für Marketing ist, ging 1988 zuerst nach Chisinau, der Hauptstadt der heutigen Republik Moldau, um dort Russisch zu lernen. Anschließend studierte er fünf Jahre lang Wirtschaft und Internationale Beziehungen in Sankt Petersburg, wo er auch den Zusammenbruch der Sowjetunion erlebte: „Zwischenzeitlich stellten wir die Frage: Können wir unser Studium noch beenden?“ Die Entscheidung für die Sowjetunion war weniger ideologisch, sondern pragmatisch. „Ich hatte ein Stipendium der ehemaligen Sowjetunion, das allerdings von burkinischen Staat aufgestockt werden musste“, sagt Yameogo.

Während seines Studiums hatte er den einen oder anderen russischen Bekannten, generell aber wenige Kontakte zu Rus­s*in­nen und machte stattdessen folgende Erfahrung: „Sie wissen wenig über Afrika. Kaum jemand ist nach Afrika gekommen. Es gab viele Vorurteile.“ Vor allem in kleineren, für Aus­län­de­r*in­nen nicht zugänglichen Orten galt jemand aus Afrika als „ein Phänomen“.

Diplomatische Beziehungen unterhalten Russland und Burkina Faso schon seit 1967. Bei einem Besuch in der Hauptstadt Ouagadougou vor drei Jahren sagte der stellvertretende russische Außenminister Michail Bogdanow, dass man die Zusammenarbeit beim Kampf gegen Terrorismus und grenzüberschreitende Kriminalität stärken wolle. Im selben Jahr lud Wladimir Putin zum Russland-Afrika-Treffen nach Sotschi ein.

Russland als neuer Partner im Kampf gegen den Terrorismus, darauf setzt auch Lassané Sawadogo von der Verteidigungsfront für das Vaterland (FDP), einem Zusammenschluss burkinischer Aktivist*innen. „Wir haben mutige Soldaten, die zum Kampf bereit sind. Wir brauchen aber Waffen.“ Frankreich sei nicht dazu bereit gewesen, diese zu liefern. Russland würde das tun.

Waffen, so findet Sawadogo, würden reichen. Ab und zu werden zwar angebliche Erfolge im Antiterrorkampf durch Wagner-Milizen aufgeführt, obwohl in Mali Be­ob­ach­te­r*in­nen von schweren Menschenrechtsverletzungen durch diese sprechen. In Burkina Faso will man diese aber nicht haben. „Wir wollen einen Geschäftspartner haben, der gegen Bezahlung Ausrüstung an unsere Armee liefert, aber auf keinen Fall einen neuen Kolonisator.“