RB Leipzig gewinnt gegen Real Madrid: Wieder Balljäger

RB Leipzig fügt Real Madrid die erste Saisonniederlage zu. Unter Trainer Rose spielt das Team einen Fußball wie zu seinen besten Zeiten.

Jubel von RB Leipzig-Spielern nach einem Treffer

Hochgefühle: Timo Werner (r.) freut sich mit seinen Teamkollegen über das vorentscheidende 3:1 Foto: Woitas/dpa

In der Schlussphase hatte Mohamed Simakan doch noch einmal die Kraft für einen letzten Sprint. Eigentlich schien der junge Franzose schon längst ausgepowert zu sein. Doch dieses eine Mal noch zog er an den Gegenspielern von Real Madrid vorbei, sah den mitgelaufenen Timo Werner, bediente ihn mustergültig, sodass der deutsche Nationalspieler nur noch einschieben musste. Der Treffer zum 3:1 ließ das Stadion explodieren und sollte entscheidend sein.

„Ich fühle mich müde, aber ich fühle mich sehr, sehr gut“, sagte Simakan nach einem Abend in der Champions League, den die rund 45.000 Zuschauer im Stadion so schnell nicht vergessen werden. 3:2 (2:0) besiegte RB Leipzig den Titelverteidiger Real Madrid. „Ich freue mich für die Fans, für das Team. Wir gewinnen zusammen.“ Der Sieg war aus gleich mehreren Gründen für den Brauseclub extrem wichtig: Prestige, Punkte und Prämien.

In den ersten 25 Minuten kamen die Leipziger mit einer Wucht aus der Kabine, die Real schier zu überrollen schien. Es war wieder der begeisternde Fußball, die nie enden wollende Jagd nach dem Ball, die Leipzig vor allem in den frühen Bundesligajahren ausgezeichnet hatte. Josko Gvardiol (13.) und Christopher Nkunku (18.) hatten RB früh in Führung gebracht. Beide zählen auf ihren Positionen (Innenverteidigung und offensives Mittelfeld) zu den begabtesten Spielern Europas.

Diese Form des Spiels war in den vergangenen Jahren etwas verloren gegangen. Unter Trainer Domenico Tedesco sollte die Mannschaft mit einer Fünferkette in einer Mischung aus Ballbesitz- und Umschaltspielfußball agieren. Das führte zum Sieg im DFB-Pokal und dem ersten Titel in der jungen Vereinsgeschichte, mit Beginn der neuen Saison wirkte das Spiel der Leipziger aber zu umständlich und kompliziert. Tedesco musste gehen, und es folgte der gebürtige Leipziger Marco Rose, der wie kaum ein zweiter Trainer die reine RB-Fußballlehre verkörpert: also Balljagd.

Sonderlob für Simakan

Real, ersatzgeschwächt angereist, kam erst nach einer halben Stunde in Tritt und erzielte durch Vinicius Junior (44.) den Anschluss. In der zweiten Halbzeit wirkte es lange so, als könnten die abgezockten Madrilenen die Partie noch drehen, ehe Simakan zum letzten Sprint ansetzte. Der Treffer zum 3:1 war noch wichtig, denn quasi mit Abpfiff verwandelte Rodrygo (90.+3) einen Foulelfmeter.

„In der zweiten Halbzeit haben wir alles wegverteidigt, was es wegzuverteidigen gab“, sagte ein stolzer Marco Rose nach der Partie, der von seiner Mannschaft ein „sehr gutes Spiel“ gesehen hatte. Sonderlob gab es auch vom Trainer für die Leistung von Simakan. „Ich weiß, dass er es nicht mag, Rechtsverteidiger zu spielen. Aber er spielt es mit hundertprozentiger Überzeugung für die Mannschaft“, sagte Rose über seinen Innenverteidiger. „Ein Riesenjunge. Eher ein introvertierter Typ, aber wer ihn lachen hört … Da geht dir das Herz auf.“

Mit einem Unentschieden kommende Woche gegen Schachtar Donezk würde RB das anvisierte Achtelfinale erreichen. Eine Ausgangslage, die nach dem schwachen Saisonstart kaum möglich schien. „Wir sind jetzt acht Spiele ungeschlagen und machen es als Mannschaft gut“, zeigte sich Routinier Emil Forsberg optimistisch. Das Hinspiel gegen die Ukrainer ging noch 1:4 verloren und kostete Tedesco den Job.

Die horrenden Einnahmen aus der Champions League sind für den Club heute schon wichtig und könnten noch wichtiger werden. Nach dem Tod des Red-Bull-Gründers Dietrich Mateschitz ist offen, wie es mit den Sponsoring-Ausgaben des Brauseherstellers weitergeht. Wird in Leipzig gekürzt?

Medienberichten zufolge sind die Sponsoringverträge langfristig ausgelegt, doch laut Bild-Zeitung wollen die thailändischen Mehrheitseigner langfristig den Rotstift ansetzen. Dann wäre RB noch mehr darauf angewiesen, junge Talente zu fördern und teuer zu verkaufen. Wie die Leipziger Fans zum bisherigen Engagement von Red Bull stehen, zeigten sie am Dienstagabend deutlich. Bei einer Gedenkminute für Mateschitz gab es lauten und lang anhaltenden Applaus. Viele RB-Anhänger sind froh, in ihrer Stadt wieder Weltklassefußball erleben zu können.

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