Parteitag der KP in Peking: Sein Reich komme

Chinas Staatschef Xi setzt auf staatliche Steuerung und Repressionen. Im Westen besteht die Hoffnung, er werde sich damit selbst demontieren.

Chinas Staatschef Xi begrüßt winkend die Genossen bei der Eröffnungszeremonie des Parteitags der KP in Peking

Großartige Plänen für sich selbst verfolgt Xi Jinping beim Parteitag in Peking Foto: Kyodo/dpa

Viele Kritiker haben es schon lange als westliche Hybris abgetan, dass die Europäische Union und die USA mit ihrer Politik China nach ihren Vorstellungen verändern wollen. Warum, so fragten sie spöttisch, sollte ein Land mit einer Bevölkerung von 1,4 Milliarden und einer jahrtausendealten Geschichte nach der Pfeife anderer Regierungen tanzen?

Spätestens seit Sonntag müssen sich Brüssel und Washington endgültig mit der ernüchternden Erkenntnis abfinden, dass sich Peking in eine ganz andere Richtung entwickelt, als es sich der Westen wünschen musste: Repressionen statt politischer Öffnung, staatliche Steuerung statt freier Marktwirtschaft und – das mag insbesondere für internationale Unternehmen die bitterste Pille sein – ein stures Festhalten an „Null Covid“.

Überraschend waren die Inhalte von Xi Jinpings Rede keineswegs. Im Grunde hat der Staatschef nur konsequent dargelegt, worauf er seit Jahren hinarbeitet: Seine „Wiedergeburt“ des Reichs der Mitte sieht deutlicher denn je eine Rückbesinnung auf die sozialistischen Wurzeln vor, wenn auch mit „chinesischen Eigenschaften“. Dabei ist fraglich, ob Xis Rechnung aufgehen wird.

In den vergangenen Monaten hat sich der Alleinherrscher mit seiner Loyalität gegenüber Wladimir Putin nicht nur einen krassen außenpolitischen Fehler geleistet, sondern auch die Wirtschaft mit der Lockdown-Politik in eine Dürreperiode manövriert. Dass dies früher oder später Frust innerhalb der Bevölkerung auslösen wird, dürfte trotz dystopischer Überwachung und ideologischer Kontrolle unausweichlich sein.

Nicht wenige US-Experten meinen bereits zynisch: Wenn man Xi loswerden möchte, dann könne man für die nächsten Jahre nur auf eine möglichst hohe „Überdosis“ Xi hoffen. Seine Politik drohe nämlich sich selbst zu demontieren. Doch auch das ist nur Spekulation. Zwar wirkte Xi Ende 2020 noch deutlich klarer in der Blüte seiner Macht als heute, doch das Blatt kann sich ohne Zweifel jederzeit erneut wenden. Aktuell erscheint ein Comeback Chinas indes kaum wahrscheinlich.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Seit 2019 China-Korrespondent mit Sitz in Peking. Arbeitete zuvor fünf Jahre lang als freier Journalist für deutschsprachige Medien in Seoul, Südkorea. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.