Dramatisch ungleich

Vor Beginn der Herbsttagung von IWF und Weltbank warnen Ökonomen und Entwicklungsorganisationen vor der weltweit steigenden sozialen Ungleichheit

Von Felix Lee

Krieg in der Ukraine, hohe Inflation, Katastrophen im Zuge des Klimawandels. Und die noch immer nicht überwundene Pandemie, die vor allem China, die zweitgrößte Wirtschaft der Welt, derzeit aus der Bahn wirft. Die Liste der Krisen und Probleme ist lang, die die gesamte Weltwirtschaft belasten.

Vor Beginn der jährlichen Herbsttagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank mit Ver­tre­te­r*in­nen aus 180 Staaten sowie den Notenbankchefs und Finanzminister der G20-Staaten warnte IWF-Chefin Kristalina Georgieva in einer Rede an der Georgetown University in Washington denn auch vor einer „gefährlichen neuen Normalität“. „In weniger als drei Jahren haben wir Schock auf Schock durchlebt“. Eine instabile Weltwirtschaft dürfe sich nicht verstetigen.

Die IWF-Chefin ging insbesondere auf den starken Anstieg der Verbraucherpreise ein – und warnte, Fehler bei der Inflationsbekämpfung könnten „enorme Kosten“ haben. Zwar müsse die Geldpolitik weiter angezogen werden, „damit die Inflation sich nicht ausweite und dauerhaft hoch bleibe“. Auf der anderen Seite könnte ein zu starkes und zu schnelles Anziehen der Geldpolitik viele Volkswirtschaften in eine „verlängerte Rezession stürzen“, warnte Georgieva. Sorge bereite ihr der steigende US-Dollar im Zuge der drastischen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed.

Vor allem Staaten, die stark in der Leitwährung verschuldet sind, stehen bei ihren Auslandsschulden vor massiven Problemen. Dutzenden armen Ländern droht der finanzielle Kollaps, weil sie ihre Schulden nicht mehr begleichen können. Initiativen wie Erlassjahr fordern von den reichen G7-Staaten, „endlich konkrete Schritte zur Lösung der Schuldenkrise im Globalen Süden zu unternehmen“.

Sorge bereitet Ökonomen und Entwicklungsorganisationen auch die steigende weltweite soziale Ungleichheit. Zahlreiche Länder haben nach Angaben der entwicklungspolitischen Organisation Oxfam seit Ausbruch der Pandemie ihren Anteil an den Ausgaben für Gesundheit, Bildung und soziale Sicherung gekürzt und gleichzeitig versäumt, Steuern auf exzessive Gewinne und steigenden Reichtum zu erhöhen oder die Mindestlöhne anzuheben.