Milliardenhilfe für den Kampf in der Ukraine

Waffen, Ausrüstung, Ausbildung, Geld: Die internationale Solidarität zeigt sich in Ramstein. USA klagen Kreml an wegen Verschleppungen

Allein im Juli wurden mehr als 1.800 Kinder aus der Ukraine nach Russland gebracht

Von Tanja Tricarico

USA, Nato und EU-Verteidigungsminister:innen bekräftigten am Donnerstag ihre Unterstützung für die Ukraine: mit Waffen, mit Ausbildung, mit Geld. Rund 676 Millionen Euro für ein weiteres Waffenpaket kündigte allein US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bei einem Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe auf dem US-Militärstützpunkt Ramstein an.

Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD), die auch an dem Treffen teilnahm, versprach gemeinsam mit ihrer niederländischen Amtskollegin Ausbildungshilfen bei der Minensuche, Minenräumung und bei der Beseitigung von Sprengfallen. Man müsse die Ukraine befähigen, den Kampf gegen „diesen widerlichen Einsatz von Nägeln, Minen und Sprengfallen“ zu führen, sagte Lambrecht. Zudem ist ein Winterpaket für die Ukraine geplant mit Zelten, Ausrüstung und Material zur Stromerzeugung.

Ebenfalls am Donnerstag meldet der ukrai­nische Brigadegeneral Olexsij Gromow, die Streitkräfte hätten im Süden und Osten des Landes bislang mehr als 700 Quadratkilometer Fläche von Russland besetztes Gebiet zurückerobert. Dabei seien die ukrainischen Truppen bis zu 50 Kilometer tief in feindliches Gebiet eingedrungen. In der Region Charkiw seien mehr als 20 Ortschaften eingenommen worden. Der Einsatz dauere an.

Währenddessen war US-Außenminister Antony Blinken zu einem Überraschungsbesuch in Kiew eingetroffen. Die USA wollen das von Russland angegriffene Land auch langfristig militärisch unterstützen. Für die Ukraine und 18 weitere Staaten in Ost- und Südeuropa werden rund 2,2 Milliarden Euro freigegeben. Hilfen kamen bisher vor allem für die Luftabwehr und für Artilleriesysteme. Die vom US-Senat zur Verfügung gestellte Summe in Höhe von 40 Milliarden Euro soll in militärisches Gerät investiert werden, aber auch für humanitäre Hilfe.

US-Bericht über Deportationen

In New York warf indes die UN-Botschafterin der USA dem Kreml vor, Hunderttausende Menschen aus der Ukraine auf russisches Gebiet verschleppt zu haben. Es häuften sich Hinweise, wonach Betroffene verhört, verhaftet und unter Zwang umgesiedelt worden seien, sagte Linda Thomas-Greenfield vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. Sie berief sich auf eine Reihe von Quellen, darunter aus der russischen Regierung, wonach russische Behörden zwischen 900 000 und 1,6 Millionen Menschen verhört, festgesetzt und verschleppt hätten.

Es gebe zunehmende und glaubhafte Hinweise, dass jene, die wegen angeblicher pro-ukrainischer Tendenzen als Bedrohung für die russische Herrschaft angesehen würden, „verschwinden oder in Haft bleiben“. Der Kreml koordiniere diese Aussiebe-Operationen nicht nur, sondern stelle Listen mit Ukrainern bereit, die dafür ins Visier genommen werden sollten.

Zudem gebe es Schätzungen, wonach Tausende Kinder betroffen seien. Manche seien von ihren Familien getrennt oder aus Waisenhäusern geholt worden, ehe sie in Russland zur Adoption freigegeben worden seien. Nach US-Informationen wurden allein im Juli mehr als 1.800 Kinder aus russisch besetzten Gebieten der Ukraine nach Russland gebracht. (mit dpa)