Kadyrow kündigt Rückzug an

Der gefürchtete Führer der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, will sich angeblich zurückziehen. In einem Telegram-Video gab der „Bluthund“ Putins, wie er oft genannt wird, am Samstag einen „langen und unbefristeten“ Urlaub bekannt. „Wir haben ein Sprichwort unter Kaukasiern, Tschetschenen. Egal, wie respektiert und lang erwartet ein Gast ist, wenn er pünktlich geht, dann ist es noch angenehmer. Meine Zeit ist gekommen, bevor sie mich herausschmeißen“, heißt es in einer Übersetzung des oppositionellen „Nexta TV“. „Mir wurde klar, dass ich schon lange in meiner Position bin“, sagte er laut Radio Free Europe in dem Video-Statement.

Der 45-Jährige regiert Tschetschenien seit 2007 mit eiserner Faust. Vor einem Jahr wurde sein Wahlergebnis mit 99,6 Prozent angegeben. Seiner Regierung werden massive Menschenrechtsverletzungen und auch Morde an Oppositionellen in anderen Teilen Russlands vorgeworfen.

Im Ukrainekrieg hat Kadyrow die russische Armee mit eigenen Soldaten unterstützt, die als besonders brutal gelten. Am Massaker von Butscha sollen Einheiten aus Tschetschenien beteiligt gewesen sein, im Donbass machen sie mit Plünderungen von sich reden. Im Mai drohte Kadyrow, den Ukrainekrieg auf Polen auszuweiten, im Juli sprach er von einem „heiligen Krieg“ gegen den Westen und die Ukraine. Immer wieder hat Kadyrow allerdings auch klargemacht, dass er nicht allein auf Geheiß Putins handelt, sondern aus eigenem Impuls. Inzwischen sollen die meisten der mehreren tausend von Kadyrow aus Tschetschenien in den Krieg entsandten Soldaten gefallen sein, während auch tschetschenische Rebellen auf der Seite der Ukraine kämpfen.

Ob Kadyrow sich wirklich zurückzieht, blieb zunächst unklar. „Die Ratte verlässt das sinkende Schiff“, kommentierten ukrainische Twitter-Nutzer die Nachricht. Manche wiesen aber auch darauf hin, dass russische Politiker nun an Kadyrow appellierten zu bleiben. (taz)