Die Kommission hört hin und ist begeistert

BRÜSSEL taz | Die EU-Kommission liebt Google-Books. Bei einem Treffen mit Verlagsvertretern und Google-Verantwortlichen am Montag in Brüssel sagten die beiden zuständigen Kommissare Viviane Reding (Autorenrechte) und Charlie McCreevy (Binnenmarkt): „Die Digitalisierung von Büchern ist eine Herkules-Aufgabe, bei der der öffentliche Sektor zwar die Federführung übernehmen muss, für die er aber auch die Unterstützung des privaten Sektors braucht.“ Deshalb solle in der Europäischen Union rasch eine Rechtsgrundlage geschaffen werden, die es ermöglicht, dass auch europäische Nutzer Zugriff auf die neue Datenbank haben.

Dan Clancy, technischer Direktor von Google, stellte vor allem die historischen und kulturellen Verdienste des Google-Projekts heraus: „Hinter der Idee steckt die tiefe Überzeugung, dass es eine riesige Menge Informationen von historischem und kulturellem Wert gibt, die nicht auffindbar und nicht zugänglich sind.“ Sein Sohn grabe sich heute genauso durch Bibliotheken und schleppe Bücherstapel nach Hause, wie er selbst es vor 40 Jahren im Studium getan habe. Auch im Digitalzeitalter müssten Wissenschaftler mehr Zeit auf Literaturrecherche verwenden als aufs eigentliche Schreiben.

Genau um diesen Aspekt sei es bei den Verhandlungen mit den US-Verlagen gegangen. In einem zweiten Schritt blicke Google aber auch in die Zukunft. Die Vision sei, dass jeder Leser in seiner Lieblingsbuchhandlung E-Books kaufen und bei Google abspeichern könne. Das erspare dem Leser, seine eigene Mediathek zu verwalten. Von jedem Internetzugang aus habe er Zugriff darauf. Natürlich würden auch bei diesem Projekt die Autorenrechte voll gewahrt. In Deutschland habe kürzlich ein Hamburger Gericht die Klage der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft gegen Google-Books als aussichtslos abgewiesen.

Unternehmenssprecher Bill Echikson versicherte, dass Google auf die Bedenken eingehen und Vertreter von europäischen Verlegern und Autoren an der Beaufsichtigung des Projekts beteiligen werde.

Die grüne EU-Abgeordnete Helga Trüpel sieht den in den USA erreichten Kompromiss als positiv für die Autoren an. Sie hält es aber für problematisch, dass eine private Firma so viel Informationsmacht anhäuft „und auf dem kulturellen Erbe sitzt“, wie sie der taz sagte. „Frau Reding muss sich fragen lassen, ob man nicht besser öffentliche Mittel für ein solches Projekt einsetzen sollte als es Google zu überlassen.“ DANIELA WEINGÄRTNER