Opernsänger auf Drogen kontrolliert: Rassismus beim Kieler Zoll?

Morris Robinson wird bei der Anreise zum Schleswig-Holstein Musik Festival auf Waffen und Drogen kontrolliert. Er wirft dem Zoll Racial Profiling vor.

Morris Robinson

Hat schlechte Erfahrungen in Deutschland gemacht: Morris Robinson Foto: Lawrence Brownlee / SHMF

HAMBURG taz | Vom College-Footballer zum international gefeierten Opernsänger: Morris Robinson ist derzeit eine der gefragtesten Bass-Stimmen im Opernbetrieb. Regelmäßig tritt er in der Metropolitan Opera in New York auf und auch in vielen anderen großen Opernhäusern der Welt ist er zu sehen, zum Beispiel im La Scala in Mailand und dem Opernhaus Sidney.

Ein Auftritt in Deutschland brachte für den Opernstar nun zwei unschöne Erfahrungen mit sich. Robinson übernahm auf dem Schleswig-Holstein Musik Festival die Titelrolle „Porgy“ im Stück „Porgy and Bess“, das er zusammen mit dem NDR-Elbphilharmonie-Orchester aufführte. Auf der Fahrt zum Festival wurden er und andere Mitglieder des Ensembles vom Zoll auf Waffen und Drogen kontrolliert.

„Ich habe schon einmal Racial Profiling erlebt und das fühlte sich genau so an“, sagte Robinson hinterher dem NDR. Das Hauptzollamt Kiel widerspricht dieser Darstellung auf taz-Nachfrage. Der Van, in dem sich die Musiker befanden, hätte einem Risikoprofil entsprochen. Die Hautfarbe der Insassen sei von außen gar nicht zu erkennen gewesen.

In Hamburg verweigerte ihm ein Taxifahrer aufgrund seines Gewichts die Mitfahrt – die zweite Diskriminierungserfahrung, die Robinson in Deutschland machen musste. „Ich lasse mir von diesen abscheulichen Vorfällen nicht den ganzen Trip vermiesen. Wir hatten eine tolle Zeit hier und das Publikum hat uns sehr freundlich empfangen“, blickt Robinson im NDR-Interview trotzdem positiv auf den Auftritt in Deutschland zurück. In der Welt war die Rede vom „umwerfenden Robinson“ und vom Publikum gab es stehende Ovationen für die Inszenierung.

Die Unannehmlichkeiten werden wohl nur eine Randnotiz in Robinsons Karriere als Sänger bleiben. Die begann er erst mit 30 Jahren – nachdem sich seine Football-Karriere zerschlug und er als Vertriebler bei 3M gearbeitet hatte. Seine Frau Denise meldete ihn bei einem Chorcasting für das Stück „Aida“ an der Boston Lyric Opera an. Er bekam direkt eine Solorolle zugeteilt. Die LA Times nannte ihn „den zufälligen Opernstar“. Robinson konnte seinen Erfolg kaum fassen: „All die großartigen Bass-Sänger, die ich vergöttert habe, auf einmal traf es mich: Ich bin jetzt Teil dieses Clubs“, sagte er der LA Times. Den nächsten großen Auftritt hat er in Los Angeles. Im September singt er dort den Ferrando in Verdis „Il Trovatore“.

In einer früheren Version dieses Textes stand irrtümlich, Robinson sei der erste Afroamerikaner, der bei einem großen Klassik­label unter Vertrag genommen wurde. Wir haben den entsprechenden Halbsatz gelöscht.

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