Schutz vor Hitzegefahren: Wandel ist machbar

Die Klimakrise führt zu deutlich mehr Übersterblichkeit. Es braucht dringend einen Umbau der Städte, andere Arbeitszeiten – und Hilfe für ältere Menschen.

Zwei Arbeiter stehen auf einem Gerüst auf einer Baustelle und unterhalten sich. Im Hintergrund ist die Sonne zu sehen

Die Hitze macht allen zu schaffen, auch den Bauarbeitern Foto: Patrick Pleul/dpa

Die Klimakrise in einem Bild: Die Kurve der Sterbezahlen sieht in Deutschland diesen Sommer praktisch genauso aus wie die der Temperaturen. Sobald die Temperaturen über 30 Grad kletterten, was ja vergleichsweise oft der Fall war, starben gleich deutlich mehr Menschen als üblich.

Das reiht sich in einen Trend ein: Seit 2018 habe es in Deutschland jedes Jahr eine Übersterblichkeit von Tausenden von Menschen aufgrund von Hitze gegeben, warnten For­sche­r:in­nen vom Robert Koch-Institut, vom Umweltbundesamt und vom Deutschem Wetterdienst im Juli im Deutschen Ärzteblatt.

Und im „Lancet Countdown“, einer großen internationalen Forschungskooperation im Gesundheitsbereich, guckten sich Wis­sen­schaft­le­r:in­nen schon vor zwei Jahren die hitzebedingten Todesfälle weltweit bei den besonders gefährdeten Menschen über 65 an. Sie kamen zu dem Schluss: In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind diese um fast 54 Prozent gestiegen. Deutschland sei davon besonders betroffen.

Die Klimakrise ist eine Frage von Leben und Tod. Trotzdem sind wir nicht darauf vorbereitet, und zwar speziell in Deutschland. Das gilt nicht nur für das notwendige Senken der Treibhausgas-Emissionen, das weltweit nicht schnell genug geht. Die Erderhitzung ist schon bei durchschnittlichen 1,2 Grad angelangt. Kühler wird es nicht mehr, sondern erst mal immer heißer.

Vorbild Frankreich

Deutschland muss sich dringend anpassen. Es ist deshalb unverständlich, dass ein nationaler Hitzeschutzplan bislang nicht geplant ist. Manche Bundesländer arbeiten an Strategien, ansonsten sind die Kommunen zuständig. Es gibt also einen Flickenteppich statt einer koordinierten Herangehensweise an Warnketten und Hilfsangebote.

Als Vorbild gilt Frankreich: Dort hatte man das Problem nach der extremen Hitzewelle 2003 in Angriff genommen, die übrigens auch in Deutschland Tausende an Hitzetoten forderte. Neben einem vierstufigen Hitzeaktionsplan mit klaren Handlungsvorgaben für die Behörden gibt es dort etwa ein Hitzeregister für Ältere. Wer darauf steht, wird im Falle von längeren Hitzestrecken regelmäßig angerufen und im Notfall zum Beispiel mit Wasser versorgt.

Neben solchen Plänen für den Akutfall mahnen Kli­ma­ex­per­t:in­nen auch schon viele Jahre an: Die Städte müssen umgebaut werden. In versiegelten Betonwüsten ohne Grün und mit vielen Autos ist es noch viel heißer und damit gefährlicher, als es sein müsste. Vielleicht hilft es auch, Arbeit und Sozialleben aus der Mittagshitze zu verlagern, wie es in traditionell heißeren Ländern längst üblich ist. Es ist wie so oft in der Klimapolitik: Was getan werden muss, liegt auf der Hand.

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Jahrgang 1991, ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft + Umwelt und schreibt dort vor allem über die Klimakrise. Hat ansonsten das Online-Magazin klimareporter° mitgegründet.

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