Uferpromenaden am Hauptbahnhof eröffnet: Viel Wasser, wenig Grün

Der Humboldthafen soll zum Verweilen einladen. Er lockt mit vielen Sitzgelegenheiten, doch gleichzeitig fehlt es an Schatten.

Blick auf den Humboldthafen neben dem Berliner Hauptbahnhof

Der Humboldthafen im Herbst 2013: Noch ist von Gebäuden und Uferpromenaden nichts zu sehen Foto: Maurizio Gambarini/dpa

BERLIN taz | Wer den Hauptbahnhof Richtung Straßenbahnhaltestelle verlässt, kann künftig Wartezeit auch direkt am Wasser verbringen. Dort, am Humboldthafen, sitzen am Montagmittag schon vereinzelt Menschen, allein oder in Kleingruppen, auf grauen Steinquadern oder Holzbänken.

Diese Sitzgelegenheiten verteilen sich entlang der neuen Uferpromenaden. Von den Bahnsteigen tönen Durchsagen herüber, und immer wieder brausen Züge über die Humboldthafenbrücke, die das trichterförmige Hafenbecken an der Einfahrtstelle überspannt.

Nach Willen des Senats soll der Humboldthafen ein „neuer und attraktiver Freiraum“ mitten in der Stadt werden. Mit der offiziellen Eröffnung der Uferpromenaden an diesem Montag ist das Hafenbecken nun direkt vom Hauptbahnhof erreichbar. Noch allerdings sieht vieles hier nach Baustelle aus: Neben den Treppen und Rampen, die zur Promenade führen, stehen Bagger und Materialien für die Baustelleneinrichtung der S21.

Auf der anderen Seite – am östlichen Ufer – umschließen Bauzäune eine Brachfläche. Dahinter bieten die dunklen Klinkerbauten des Charité-Campus einen Kontrast zu den austauschbaren Wohn- und Bürogebäuden rund um den Hauptbahnhof, die auch die Nordseite des Hafenbeckens dominieren.

Geschichtsträchtiger Ort

Seit 2014 wurden die Uferpromenaden schrittweise angelegt, teilweise zeitgleich mit dem Bau der angrenzenden Häuser. Die Kosten betragen insgesamt 6 Millionen Euro, die aus der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme „Hauptstadt Berlin – Parlaments- und Regierungsviertel“ stammen. Damit soll dem geschichtsträchtigen Ort wieder Leben eingehaucht werden: Der Humboldthafen ist das älteste Hafenbecken im Zentrum Berlins.

Die noch erhaltenen Strukturen – Kranpodeste und Uferwände – stehen unter Denkmalschutz. Nach der Fertigstellung 1859 gab es im Hafen zehn Kräne und die einzige öffentliche Lagerhalle Berlins. Mit der Eröffnung des Osthafens bei Stralau 1913 und des Westhafens bei Plötzensee zehn Jahre später wurde der Humboldthafen unwichtiger.

Ehemaliges Grenzgebiet

Während der Teilung Berlins verlief die Grenze durch den Hafen: Das Westufer gehörte zum Westteil der Stadt, während die Wasserfläche schon Ost-Berlin war. Am östlichen Ufer befanden sich die Grenzanlagen der DDR.

„Mit den Uferpromenaden schaffen wir öffentliche Räume, die wegen ihrer Nähe zum Wasser eine hohe Aufenthaltsqualität haben“, sagte Bausenator Andreas Geisel (SPD) am Montag zur Eröffnung. „Ich bin sicher, dass die Menschen diesen Ort gut annehmen werden.“

Nähe zum Wasser ist dazu allerdings kein ausreichendes Kriterium: Besonders für Hitze könnten es ein paar Bäume mehr sein.

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