HässlichesDeutschland

Ein Abend zum rassistischen Pogrom 1992 in Rostock

Vortrag und Diskussion „Das Pogrom in Rostock-Lichtenhagen als institutionalisierter Rassismus“: Di, 9. 8., 18 Uhr, Hannover, UJZ Kornstraße

Info und Mobilisierungsveranstaltung zur Demo am 27. 8. in Rostock-Lichtenhagen: Di, 16. 8., 19 Uhr, ebd.

Infos: www.interventionistische-linke.org

Von Alexander Diehl

Kein Jubiläum. Zum 30. Mal jährt sich im späten August, was die Ortsangabe Rostock-Lichtenhagen für eine Weile synonym werden ließ mit dem allerhässlichsten wiedervereinigten Deutschland. Was sich damals zwischen dem 22. und 26. August 1992 rund um die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Ver­trags­ar­bei­te­r*in­nen zutrug, bezeichnet Wikipedia als „die massivsten rassistisch sowie fremdenfeindlich motivierten Angriffe in Deutschland nach Ende des Zweiten Weltkrieges“: mehrere Hundert Randalierende und bis zu 3.000 applaudierende Zuschauer*innen, am Handeln gehinderte – teils aber den Ort des Geschehens auch einfach sich selbst überlassende – Polizei und Feuerwehr, ein in Brand gesetztes Haus mit mehr als 100 Menschen darin; Bilder, die um die Welt gingen, wie es manchmal heißt.

Die Frage der Benennung aber – ob ei­ne*r also etwa „Pogrom“ sagt oder lieber zur neutraleren „Ausschreitung“ greift –, ist nicht nebensächlich. Wer verstehen wolle, wie es zu den Angriffen kommen konnte, müsse sich beschäftigen mit institutionalisiertem Rassismus als entscheidenden Faktor: So kündigt das UJZ in der hannoverschen Kornstraße einen Abend mit dem Kultur- und Politikwissenschaftler Kien Nghi Ha von der Uni Tübingen an.

„Rostock hat bei mir zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit Rassismus geführt, die bis heute einen Schwerpunkt meiner Arbeit bildet“, das hat er mal der taz gesagt, vor inzwischen zehn Jahren, zu einem ähnlichen Anlass also. Wenn er jetzt in Hannover zu Gast ist, wird es auch um die Vorgeschichte gehen. Also: die rassifizierenden wie auch diskriminierenden Diskurse und Praktiken in Politik, Verwaltung und, ja: auch den Medien.

Ebenfalls Thema ist die Frage, warum neben der politischen auch die juristische Aufarbeitung scheiterte – was in diesem Zusammenhang so einzigartig natürlich gar nicht ist; das belegt ja auch das Desaster um die völlig schiefgehende Aufklärung der NSU-Mordserie.

Eine Woche später informiert in der Korn dann ein Infoabend darüber, wie sich ganz praktisch am Beschwichtigen und Verschweigen rütteln lässt – auf der Demonstration am 27. August in Rostock-Lichtenhagen.