Diplomatische Bemühungen im Fall Griner: Im Austausch

Weed geht das wohl aus? Die in Russland wegen Drogenbesitzes verurteilte Basketballerin Brittney Griner, 31, wird zum Spielball von Unterhändlern.

Brittney Griner hinter Gittern bei der Gerichtsverhandlung. Ein Mann nähert sich von rechts den Gitterstäben

Vergitterter Ausblick: Brittney Griner bei der Gerichtsverhandlung

Brittney Griner ist zu einer politischen Tauschware geworden. Ein Deal steht im Raum zwischen den USA und Russland. Die Basketballerin aus den USA wurde jüngst von einem russischen Gericht zu einer Freiheitsstrafe von neun Jahren verurteilt – wegen des Besitzes von 0,7 Gramm Cannabis. Sie hatte das Zeug bei der Einreise nach Russland in Vapor-Kartuschen dabei. Griner war Ende Februar auf dem Weg zu ihrem Zweitklub Jekaterinenburg, als sie von Zollbeamten auf dem Flughafen von Moskau-Scheremetjewo gestoppt wurde.

Die Kartuschen werden in der Women’s National Basketball Association (WNBA) von den Spielerinnen nach Spielen offenbar gern in E-Zigaretten geraucht zur Entspannung und Schmerzreduktion, allerdings hätte Griner bewusst sein müssen, dass sie mit einer Gewohnheit, die ihrer Heimat Arizona legal ist – die Angestellte von Phoenix Mercury besitzt überdies eine Ausnahmegenehmigung zur Einnahme von medizinischem THC –, schon bei einem Übertritt von einem Bundesstaat zum anderen Regeln verletzt, die das rigide US-Bundesgesetz festschreibt. Noch kompromissloser geht ein Staat wie Russland mit Drogendelikten um. Putins Exekutive bewegt sich hier auf dem Niveau von Singapur, China oder Malaysia.

Vielleicht hat sich Griner auch im Bewusstsein dieser Tatsachen vorm geharnischten Urteil schuldig bekannt. Es könnte aber auch ein taktisches Manöver gewesen sein, um den „Wert“ des 2,06 Meter großen Tauschobjektes in die Höhe zu treiben, denn Griner, deren größtes Verbrechen es bisher wohl war, die eine oder andere Gegenspielerin gedemütigt zu haben, wird nun in einem Satz mit dem russischen Waffenhändler Wiktor But genannt.

Gegen den – oder einen anderen Halunken – könnte Griner in einer Übereinkunft ausgetauscht werden. But, Spitzname „Merchant of Death“ (Der mit dem Tod Handel treibt), wurde 2011 wegen Verschwörung zum Mord und Waffenhandel von Geschworenen schuldig gesprochen. Das Bundesgericht in New York verkündete im April 2012 das Mindeststrafmaß von 25 Jahren Haft sowie eine Geldstrafe in Höhe von 15 Millionen US-Dollar.

Spielball von Interessen

US-Außenminister Antony Blinken und sein russischer Kollege Sergej Lawrow sind sich am Wochenende bei einem Treffen der Vereinigung Südostasiatischer Nationen (Asean) in Japan über den Weg gelaufen. Lawrow erneuerte seine Bereitschaft, die Angelegenheit unkonventionell zu erledigen, beschwerte sich aber über angebliche Indiskretionen der Amerikaner: „Sie halten sich oft nicht an Vereinbarungen über eine ruhige professionelle Arbeit“, wird Lawrow von der russischen Nachrichtenagentur Tass zitiert.

Blinken sagte, die USA hätten Russland einen „substanziellen Vorschlag“ geschickt, der nicht nur auf den Austausch des Waffenhändlers But abzielt, sondern auch auf Paul Whelan, einen US-Bürger, der in Russland wegen Spionage in Haft sitzt. Durch den Angriffskrieg der Russen in der Ukraine haben sich die Beziehungen beider Länder verschlechtert. Griner ist dadurch zum Spielball von Interessen geworden, zum Opfer einer politisierten Justiz. Dafür spricht auch, dass die damals 19-jährige US-Staatsbürgerin Audrey Lorber, die 2019 in Russland mit 19 Gramm THC erwischt wurde, schon nach zwei Monaten und Zahlung von 375 Dollar freikam.

Putin, der nicht müde wird, über die moralische Verkommenheit des Westens zu ätzen, dient der Fall Griner als Beleg für den umfassenden Drogenmissbrauch in Amerika, dabei wurden in den vergangenen Jahren lediglich liberalere Regeln etabliert, die den Konsum von Cannabis legalisierten oder entkriminalisierten. Nur noch im Bundessaat Nebraska ist der Konsum von Marihuana gänzlich untersagt. Viele Bundesstaaten erlauben CBD, eine Substanz ohne psychotrope Wirkung, andere haben den medizinischen Gebrauch freigegeben.

Das Geschäft mit Cannabis-Produkten wächst in den USA stetig; 2030 sollen 85 Milliarden Dollar umgesetzt werden. Viele ehemalige Profisportler sind an Firmen beteiligt oder werben offen für die Einnahme: Kevin Durant (NBA), Shawn Kemp (Ex-NBA-Spieler), Eugene Monroe (Ex-NFL-Spieler), Al Harrington (Ex-NBA) oder Ricky Williams (Ex-NFL) sind nur einige der Protagonisten, die Weed, also Gras, den Stempel der Legalität und des Nützlichen aufprägen.

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