Annäherung von Israel und Marokko: Gemeinsame Militär-Zukunft geplant

Israel und Marokko wollen künftig zu Rüstungs- sowie Technologieprojekten kooperieren. Erstmals besucht ein israelischer Generalstabschef das Land.

Yair Lapid und Nasser Bourita

Vergangenen Sommer trafen sich die beiden Außenminister Lapid und Bourita Foto: Jalal Morchidi/epa

MADRID taz | Es ist eine Premiere: Am Montag besuchte erstmals mit Aviv Kochavi ein Generalstabschef der israelischen Armee das nordafrikanische Königreich Marokko. Das Militäroberhaupt Israels wurde vom marokkanischen Verteidigungsminister Abdellatif Loudiyi empfangen.

Am Dienstag traf sich Kochavi außerdem mit seinem marokkanischen Pendant, Generalstabschef Belkhir al-Farouk, sowie dem militärischen Geheimdienst Marokkos.

Die Visite besiegelt eine neue militärische Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten, die nun Technologietransfers und gemeinsame Rüstungsprojekte einleiten wollen. Israel wird zudem marokkanische Spezialkräfte und Soldaten ausbilden.

Es ist das letzte einer ganzen Reihe von Treffen hoher Vertreter beider Staaten und Armeen. Vergangenen Sommer trafen sich etwa die beiden Außenminister. Im November unterzeichneten die beiden Länder ein Sicherheitsabkommen und legten damit den Grundstein für ein erstes, wenn auch zunächst rang­niedrigeres Treffen von Armee-Vertretern.

Israel verkauft Marokko sogenannte Kamikaze-Drohnen

Marokko, das im Jahr 2000 aus Solidarität mit der zweiten Intifada der Palästinenser seine historisch eher guten Kontakte mit Israel auf Eis legte, nähert sich seit 2020 dem Land wieder an. Das geht auf eine Initiative des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump zurück. Dieser erkannte in seinen letzten Amtstagen – entgegen der Politik der Vereinten Nationen – Marokkos Anspruch auf die seit 1975 besetzte ehemalige spanische Kolonie Westsahara an. Im Gegenzug versprach Rabat, die Beziehungen zu Israel auszubauen.

Im Juni nahm Israel erstmals an einem von Marokko und den USA organisierten Manöver mehrerer afrikanischer Länder Teil. Marokkos Nachbar Algerien, das die sahrauische Befreiungsbewegung Polisario unterstützt und den Geflüchteten aus der Westsahara seit den 1970er Jahren Zuflucht bietet, beschwerte sich. Das Manöver unter Beteiligung Israels sei ein „feindlicher Akt“.

Nur wenige Monate später berichtete die israelische Zeitung Ha’aretz vom Verkauf der israelischen „Kamikaze-Drohne“ Harop an die marokkanische Armee. Diese Kombination aus unbemanntem Flugzeug und Rakete hat eine Reichweite von 1.000 Kilometern. Vermutlich wurden sie in der Westsahara bereits gegen Ziele der Polisario eingesetzt. Eines der gemeinsamen Projekte soll – so die Presse beider Länder – die Herstellung ebendieses Drohnentyps in Marokko sein.

Marokko bereitet sich bereits länger auf die Rolle des Waffenproduzenten unter der Obhut Israels vor. 2021 wurde ein Gesetz zur Förderung der eigenen Waffenindustrie und ausländischer Investitionen in der Branche erlassen.

Geschäftsbeziehungen sollen gefördert werden

Am vergangenen Montag, während Kochavi anreiste, unterzeichneten Israel und Marokko in Genf eine Absichtserklärung. Darin verpflichten sie sich, Innovationen sowie die Geschäftsbeziehungen von Unternehmen beider Länder zu fördern. Auch der Informationsaustausch zwischen dem marokkanischen Amt für gewerbliches und kommerzielles Eigentum (OMPIC) und dem israelischen Patentamt soll so gestärkt werden.

Marokko engagiere sich für den Aufbau eines starken Systems für Patentschutz und -entwicklung, sagt OMPIC-Generaldirektor Abdel­aziz Babqiqi. Es solle eine zentrale Rolle in der wirtschaftlichen, sozialen und technologischen Entwicklung des Landes spielen.

,„Die israelisch-marokkanischen Beziehungen erreichen erneut beispiellose Höhen. Diese Absichtserklärung trägt dazu bei, eine wohlhabendere und nachhaltigere Zukunft für kommende Generationen aufzubauen“, twitterte damals Meirav Eilon Shahar, Ständige Botschafterin Israels in Genf.

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