Hitzetage in der Stadt: Hamburg braucht echte Freibäder

Als Ersatz für sein Schwimmbad auf der Wiese erhielt der Stadtteil Rahlstedt ein Außenbecken am Hallenbad. Es fehlt ein Planschbecken für Kinder.

Eine Baggerschaufel vor einem großen, blauem Schwimmbecken

Hier gab es noch Sprungturm und Rutsche: das Freibad am Rahlstedter Wiesenredder wurde abgerissen Foto: privat

HAMBURG taz | Heiße Tage sind in Hamburg Freibad-Gedenktage. Der Moment, den herrlich großen Wiesen und blau gekachelten Becken zu gedenken, die es in Kleine-Leute-Stadtteilen wie Dulsberg, Hamm oder Rahlstedt mal gab. Fünf solcher Badanlagen wurden für Wohnungsbau weggeplant, obwohl die Stadt wächst, wir im Sommer nicht mehr so viel ans Mittelmeer fliegen sollen und es an heißen Tagen immer heißer wird.

Nächste Woche soll es wieder richtig heiß werden. Ich werde mich hüten, und den Fehler von neulich wiederholen. 38 Grad waren es am 20. Juli, und ich hatte einer älteren Verwandten versprochen, zum Abkühlen schwimmen zu gehen.

Aber bei mir in Hamburg-Rahlstedt wurde das große Freibad Am Wiesenredder vor einem Jahr dem Erdboden gleichgemacht. Stattdessen gibt es neben dem Hallenbad an der Polizeiwache ein 25-Meter-Außenbecken mit einer kleinen Liegewiese, die etwa ein Zehntel der Fläche des alten Freibads umfasst.

Beim Hallenbad war Hochbetrieb. Schon die Fahrradständer waren überfüllt, die Umkleidekabinen besetzt und vor der Dusche mussten wir warten, bis ein Brausekopf frei wurde. Im großen Becken der Halle ging es lebhaft zu. Im Kinderschwimmbecken nebenan war es rappeldickevoll, stand Kind neben Kind. Und draußen war das Außenbecken auch gut gefüllt. Auf einer blauen Plastikfläche daneben spritzten bunte Geräte einzelne Kleinkinder nass.

Mit Platz gegeizt

Was mir klar wurde, als ich eine Woche später bei kühlerer Temperatur wiederkam: Die Stadtoberen haben so mit Platz gegeizt, dass draußen ein Kinderbecken fehlt. Es gibt nur diese Plastikfläche, aber nichts zum echten Planschen. Und das Außenbecken misst 1,30 Meter – zu tief für Nichtschwimmer-Kinder.

Deshalb waren die Kinder alle drinnen. Während ich meine Bahnen zog, plante ich das Bad-Areal im Geiste um. Noch ein Außenbecken für Kids, das müsste wohl drin sein. Denn eine Freibadkultur ist für Kinder einfach wichtig. Ein Ort an der frischen Luft, wo sie an Sommer­tagen den Nachmittag verbringen können.

Während ich so Züge schwimmend Stadtentwicklung betrieb, verfing sich ein schwimmendes Haar in meinen Fingern, das ich abzupfte und zum Beckenrand brachte. Dann noch eins und noch eins. Insgesamt fünf, ich hab gezählt. Nicht kleinlich sein, dachte ich mir, wird halt gut genutzt, dieses Becken. Die Reinigung müsste eigentlich funktionieren, sagte die Bademeisterin.

Und auch der Bäderland-Sprecher wird mir das später am Telefon samt technischer Details erklären. Das Wasser ströme von unten rein. Sind Haare da, würden die aufgewirbelt und über die Rinne weggespült. Das alles sei computergesteuert, die Wasserwerte „wunderbar in Ordnung“. Naja, dachte ich, nicht nur echte Freibäder, auch die alten Badekappen haben vielleicht ihr Gutes.

Konstruktiver Vorschlag

Wolfgang Trede wohnt nahe dem alten Bad und kämpfte lange gegen die Stilllegung. Er sagt, der neue Standort an der Polizeiwache sei einfach zu klein. Da sei nichts zu machen. Deshalb sollte die Stadt am alten Standort Wiesenredder ein Lehrschwimmbecken bauen.

Denn die Hälfte des Geländes habe die Politik im Zuge der Auseinandersetzung als Naturraum „gesetzlich geschützt“ und dürfe nicht mit Wohnungen bebaut werden. „Rahlstedt ist ein Stadtteil mit 100.000 Einwohnern“, sagt Trede. „Wir können hier gut ein zweites Freibad vertragen.“

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Jahrgang 1964, seit 1992 Redakteurin der taz am Standort Hamburg für Bildung und Soziales. Schwerpunkte Schulpolitik, Jugendhilfe, Familienpolitik und Alltagsthemen.

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