US-Notenbank hebt Leitzins massiv an

Weil die Inflation hoch ist, riskiert die Fed, die Konjunktur abzuwürgen. In Deutschland etwas bessere Zahlen

Die US-Notenbank stemmt sich gegen die hohe Inflation. Zum zweiten Mal in Folge erhöhte die Fed am Mittwoch ihren Leitzins um 0,75 Prozentpunkte. Fed-Chef Jerome Powell deutete weitere Erhöhungen in dieser Größenordnung an. In der größten Volkswirtschaft der Welt wächst damit auch die Angst vor einem wirtschaftlichen Abschwung. Powell räumte ein, dass es nicht leicht werde, die angestrebte weiche Landung zu erreichen: „Doch ich glaube nicht, dass sich die Wirtschaft in einer Rezession befindet“, fügte der Fed-Präsident hinzu. Wahrscheinlich sei ein langsameres Wachstum notwendig.

Die Fed geht damit deutlich aggressiver gegen die Inflation als die Europäische Zentralbank (EZB) vor, die im Juli zum ersten Mal seit elf Jahren die Zinsen erhöhte, um einen halben Prozentpunkt. Kritiker werfen der EZB aber vor, die Zinswende zu spät eingeleitet zu haben. Die Teuerung im Euroraum zieht seit ­Monaten auf Rekordniveau an. Zugleich haben sich in ­Europa die Wirtschaftsaussichten infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine deutlich eingetrübt. Hebt die EZB die Zinsen in diesem Umfeld zu rasch an, könnte das vor allem hoch verschuldete Staaten in Südeuropa belasten.

Immerhin hat sich der Anstieg der Inflation in Deutschland offenbar auf hohem Niveau abgeschwächt. Laut vorläufigen Zahlen stiegen die Verbraucherpreise im Juli im Vorjahresvergleich um voraussichtlich 7,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Im Juni hatte die Inflationsrate 7,6 Prozent betragen. Insbesondere Energie und Lebensmittel sorgten für die anhaltend hohe Inflation.

In den USA wird nun mit Spannung die Schätzung des Bruttoinlandsprodukts für das zweite Quartal am Donnerstag erwartet. Vieles deutet darauf hin, dass es zum zweiten Mal in Folge zu einer rückläufigen Wirtschaftsleistung gekommen ist. Schrumpft die Wirtschaft zwei Vierteljahre in Folge, sprechen Ökonomen von einer „technischen Rezession“. Immerhin ist der Arbeitsmarkt im Land stabil: Die Arbeitslosenquote liegt in den USA auf ähnlich niedrigem Niveau wie vor Ausbruch der Pandemie im Februar 2020. ExpertInnen sehen als Ursache der Inflation die angezogenen Energiepreise und Probleme bei Lieferketten wegen der Corona-Lockdowns in China. Die Teuerungsrate in den USA ist mit 9,1 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr. Damit liegt sie weit entfernt von jenen 2 Prozent, die sich die Fed zum Ziel gesetzt hat. Daher setzen die Zentralbanker auf eine straffe Geldpolitik – auch wenn das die Konjunktur abwürgt. Der jetzige Zinsschritt ist die vierte Erhöhung in diesem Jahr. Erst im Juni hatte die Fed den Leitzins um 0,75 Punkte angehoben. (dpa, rtr, taz)