Petition der Woche: Sprach-Kitas weiterhin fördern

Der Bund beendet ein Förderprogramm für Sprachbildung in Kitas. Daran gibt es viel Kritik. Nun fordert eine Petition die Verlängerung des Programms.

Kleine Rucksäcke hängen unter Namenschilder an einer Wand

Ab dem kommenden Jahr sollen die Länder für die sprachliche Förderung in Kitas verantwortlich sein

Ende 2022 ist Schluss. Nach insgesamt elf Jahren stampft der Bund sein Förderprogramm für Sprach-Kitas ein. Von diesen sollen vor allem Kinder profitieren, die besonderen Förderbedarf bei der Sprache haben, etwa weil sie in der Familie kein Deutsch sprechen. Dafür wurden Er­zie­he­r:in­nen für Sprachbildung eingestellt, der Bund ermöglichte das durch Zuschüsse. Inzwischen ist jede achte deutsche Kita eine Sprach-Kita – noch.

Denn ab dem kommenden Jahr sollen die Länder für die sprachliche Förderung verantwortlich sein. Für die Fortsetzung des Förderprogramms ist im Bundeshaushalt 2023 kein Geld eingeplant.

Gegen diese Entscheidung richtet sich eine Petition der Erzieherin Ivonne Kleister. Sie ist selbst Fachkraft für Sprachbildung in einer Berliner Kita. „Alle Kinder profitieren von diesem Programm“, sagt sie der taz. Denn ihre Sprachkenntnisse würden auf unterschiedliche Weise gefördert. Das kann zum Beispiel ein neues Lied für den Morgenkreis sein oder ein Spiel – „alles, was Kinder in die Sprache bringt“, sagt Kleister.

Als Sprachbildungserzieherin besucht sie viele Weiterbildungen, das Erlernte trägt sie in ihr Team. Das sei sehr wichtig. Gute Sprachkenntnisse bedeuteten bessere Lernchancen und führten zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Mit der Aufarbeitung von Bildungslücken, die durch die Coronapandemie entstanden sind, hätten Kitas sowieso schon zu kämpfen, ebenso mit dem Fachkräftemangel.

Ungewisse Zukunft für tausende Er­zie­he­r:in­nen

„Das Bundesprogramm sorgt dafür, dass sich zumindest ein bisschen was an den Rahmenbedingungen verändert“, sagt Kleister. Es verbessere die Zusammenarbeit mit den Familien und ermögliche Erzieher:innen, die Mehrsprachigkeit vieler Kinder zu fördern. „Es geht auch darum, gesellschaftliche Vielfalt in der Kita abzubilden.“

Deshalb fordert Kleister Bundesfamilienministerin Lisa Paus von den Grünen auf, weiter in das Förderprogramm mit den vier Schwerpunkten „Alltagsintegrierte sprachliche Bildung, Inklusive Pädagogik, Zusammenarbeit mit Familien und Digitale Medien“ zu investieren.

Von Beginn an sei das Programm als befristetes Modellprojekt geplant gewesen, „um bundesweit die Aufmerksamkeit stärker auf die Bedeutung der alltagsintegrierten Sprachförderung zu lenken“, teilt eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums auf taz-Anfrage mit. Denn prinzipiell seien Kindertagesbetreuung und Bildung Sache der Länder, die die geschaffenen Strukturen nun selbst finanzieren müssten.

Dafür könnten sie schon jetzt auch Gelder aus dem Gute-Kita-Gesetz nutzen, das der Bund zudem weiterentwickle. „Es liegt an den Ländern, welche Priorität sie im Bereich der frühkindlichen Bildung setzen und ob sie die Sprachförderung streichen oder nicht.“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert das. „Der Bund schiebt die Verantwortung für die sprachliche Bildung als festen Bestandteil in der Kindertagesbetreuung einfach den Ländern zu“, erklärt GEW-Vorstandsmitglied Doreen Siebernik. Die Qualität in den Kitas gleiche so einem Flickenteppich, zudem wüssten tausende Fachkräfte nicht, wie es mit ihren Jobs weitergehe. Siebernik warf der Bundesregierung den Bruch des Koalitionsvertrags vor. Dort hatte die Ampelkoalition versprochen, das Programm Sprach-Kitas „weiterentwickeln und verstetigen“ zu wollen.

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