Russische Band Little Big geht ins Exil: Videoclip gegen Kriegspropaganda

Die russische Band Little Big ist aus Protest gegen den russischen Angriffskrieg ins US-Exil gegangen. Auf Youtube folgen ihr die Fans.

Da durften sie noch auftreten: Sänger Ilya Prusikin mit Little Big am 21. Februar 2020 in Moskau

Da durften sie noch auftreten: Sänger Ilya Prusikin mit Little Big am 21. Februar 2020 in Moskau Foto: Mikhail Tereshchenko/Imago

„Wir lehnen die Handlungen der russischen Regierung ab. Aus unserer Sicht ist die russische Kriegspropaganda-Maschinerie in einem Ausmaß verabscheuungswürdig, dass wir uns entschieden haben, alles stehen und liegenzulassen und das Land unverzüglich zu verlassen“, verkündete Ilja Prusikin, der Sänger der russischen Band Little Big vor wenigen Tagen in einem Interview mit der Deutschen Welle. Auf der Webseite der Band kategorisiert sich Little Big inzwischen als „Punk-Pop-Rave“, und nennt die US-Westküstenmetropole Los ­Angeles als neue Heimat.

Angefangen hat alles in Sankt Petersburg. Dort hatte sich Little Big 2013 zunächst als Trio gegründet, heute sind vier Mu­si­ke­r:In­nen beteiligt, darunter die Künstlerin Alina Pasuk, die alle Videos inszeniert. Diese ungewöhnlichen Musikclips, von der Band selbst produziert, haben Little Big auch bekannt gemacht.

Auf Youtube hat man eine stetig wachsende Fangemeinde im In- und Ausland. 2020 sollte die Band sogar Russland beim Eurovision Song Contest in Rotterdam vertreten, der dann aber aufgrund der Coronapandemie abgesagt wurde.

Als Kommentar zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine postete die Band bereits am 24. Februar auf Instagram eine schwarze Kachel mit dem Schriftzug „No War“. Diese musste auf Druck von staatlichen Stellen entfernt werden.

Schachspielen mit Soldaten

Nun hat Little Big in Los Angeles das erste Musikvideo im Exil produziert. Es steht seit 25. Juni auf dem Youtube-Kanal der Band, der über 7 Millionen Abonnenten hat, online und ist momentan auf Platz 32 der populärsten Youtube-Videos. Der Clip trägt den Titel „Generation Cancellation“, bezieht sich also auf die Entwertung, die Auflösung einer ganzen Generation.

Der 37-jährige Prusikin singt explizit von „meiner Generation“. Der auf Englisch gesungene Song lebt von der inhaltlichen Wiederholung der Titelzeile, die stellenweise ergänzt wird durch „Ich habe keine Wahl. Geh oder stirb.“ Visuell findet der Clip eindrückliche Metaphern für die gegenwärtige Situation in Russland und den Druck auf die öffentliche Meinung.

So spielen zwei alte weiße Männer Schach mit echten Soldaten. Ein Regierungssprecher hat eine unendlich lange Pinocchio-Nase, die sich durch die Menschen hindurchbohrt und damit Lügen verbreitet.

Ein Nachrichtensprecher produziert Fake News als veritable Scheiße in eine Kloschüssel, von der es eine direkte Rohrverbindung zu den Köpfen der Fern­seh­zu­schaue­r:In­nen gibt. Und die Münder der Menschen, die sich Putins Nationalgarde in den Weg stellen, werden mit einem Reißverschluss verschlossen.

Prusikin selbst steht nackt in einem Raum voller Überwachungskameras. Seine Waffen sind die Gitarre und seine Brusttätowierung, die besagt: „Die Kraft des Geistes ist unbesiegbar.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.