Umstrittene Jagdhundausbildung: Füchse werden systematisch gequält

Tierschützer haben sogenannte Schliefenanlagen gefilmt, in denen Jagdhunde ausgebildet werden – auf bestenfalls historischer Rechtsgrundlage.

Jäger mit umgehängtem Gewehr

So weit so gut, aber zu Tradition und Folklore gehören auch weniger ansehnliche Praktiken Foto: Felix Kästle/dpa

Tiere aus Spaß zu töten, ist schlecht. Sie einzusperren, unter Todesangst durch Tunnel zu jagen und sie mit Stöcken zu malträtieren: mindestens doppelt schlecht. Teile der Jägerschaft sehen das freilich anders und erheben diese Mordübungen sogar zur Identitätsfrage.

Schliefenanlagen heißen die Orte, an denen diese Tierquälerei im Namen der Tradition passiert. Hier bilden JägerInnen ihre Hunde aus, an lebenden Füchsen. Diese Übungsfüchse hausen die meiste Zeit in Käfigen, in versteckten Anlagen mitten im Wald – bis die BetreiberInnen sie zur Ausbildung von Hunden in eigens gebuddelte Tunnel stecken. Von Schliefenanlagen gibt es mindestens 120 in Deutschland: in Niedersachsen, Bayern, NRW, überall eigentlich. Nur weiß abgesehen von JägerInnen und einigen TierschützerInnen kaum jemand davon.

Das könnte sich nun ändern, seit Wildtierschützer Thomas Mitschke bei Uetze in der Region Hannover zum ersten Mal eine Schliefenanlage gefilmt hat. In seinem Video hüpft einer der Betreiber von Klappe zu Klappe und fuchtelt mit einem Stock darin herum, wohl um einen verängstigten Fuchs zum Weiterrennen in einen oberirdischen Käfig zu bewegen.

Mitschke hat die BetreiberInnen Mitte Juni angezeigt. Auch die Tierschutzorganisation Peta hat vergangenen September eine Anzeigeaktion gestartet – höchste Zeit, denn die letzten Gerichtsurteile zu Schliefenanlagen sind älter als die Verankerung des Tierschutzes im Grundgesetz.

Gesetze aus anderen Zeiten

Trotzdem berufen sich auch Landwirtschaftsministerien wie etwa das niedersächsische auf diese Regelungen: Es liege kein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor, heißt es dort, sofern der Abstand zwischen Hunden und Füchsen durch Gitter gehalten werde. Können Tiere also nur leiden, wenn sie gerade totgebissen werden? Das kann niemand ernsthaft behaupten.

Die Jägerschaft sieht das so: Die gute Ausbildung der Hunde in Schliefenanlagen sei für die Baujagd unverzichtbar, schreibt die Landesjägerschaft Niedersachsen auf Nachfrage der taz. Doch Hunde können auch anders lernen – mit Geruchsstoffen zum Beispiel oder indem junge Hunde ältere auf die Jagd begleiten.

Aber das ist natürlich eine Kritik an der Oberfläche. Denn auch die Baujagd selbst ist barbarisch, nutzlos und veraltet. Und darüber kann auch die sonderbare Parallelsprache dieser Leute nicht hinwegtäuschen. Die Teckel „verbellen“ keine Füchse, bis sie „springen“, damit sie dann „gemeinschaftlich erlegt“ werden können. Sondern: Da stratzen erwachsene Menschen im Jägerkostüm im Wald herum, schicken den Hund, den sie angeblich lieben, unter Lebensgefahr in künstliche Tunnel und stehen nutzlos herum, während der Hund die ganze Arbeit macht. Und dann knallen sie den Fuchs ab.

Warum eigentlich? Essen kann man ihn nicht und das Fell will auch niemand haben. Sie begründen das mit der Behauptung, sie würden das Ökosystem schützen. Dabei ist auch das umstritten.

Die Jägerschaft beruft sich auf Tradition und auf Natürlichkeit. Dabei ist alles um sie herum von Menschenhand für die Befriedigung ihrer eigenen Tötungslust konstruiert.

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