Vertreibung von Indern aus Uganda: Teure Verbannung

Vor 50 Jahren vertrieb Idi Amin die Inder aus seinem Land. Damit führte er Uganda ins ökonomische Verderben und die politische Stagnation.

Indische Männer mit Krawatten schauen auf einen Fotografen

April 1968: Inder warten nach ihrer Vertreibung aus Uganda auf ihre Einreiseerlaubnis nach England Foto: Keystone/picture alliance

Quer durch Europa und Amerika wird in den kommenden Monaten mit Veranstaltungen und Ausstellungen eines ganz besonderen 50. Jahrestages gedacht: der Ankunft Tausender mittelloser und hungriger Inder, die aus Uganda vertrieben worden waren. Als Militärherrscher Idi Amin im August 1972 die Inder auswies, machten sie 1 Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung von 8 Millionen Menschen aus.

Sie dominierten die Industrie und den Handel des jungen Landes, die meisten hielten die britische Staatsbürgerschaft. Amin und seine Vorgänger hatten den Indern die ugandische Staatsbürgerschaft angeboten, die aber mehrheitlich die der alten Kolonialmacht vorzogen. Während der sieben Jahrzehnte dauernden Kolonialzeit genossen sie damit einen höheren Status und Privilegien gegenüber afrikanischen Ugandern.

Dessen ungeachtet kam die Ansage Amins, dass Ausländer das Land innerhalb von 90 Tagen zu verlassen haben. Sie schockierte die Inder und die Welt. Es war eine Art gewaltfreie ethnische Säuberung. Amin verlieh seiner Ankündigung Nachdruck durch die Verhaftung von Manubhai Madh­vani, Oberhaupt des reichsten indischen Geschäftsimperiums. Es folgte eine Massenpanik von Indern, die sich beeilten, das Land zu verlassen. Am 90. Tag stiegen die letzten ins Flugzeug, das sie aus Uganda wegbrachte.

Es hatte Befürchtungen gegeben, wonach der damals noch kleine Flughafen Entebbe nicht so viele Reisende auf einmal in so kurzer Zeit abfertigen könnte. Aber Idi Amin äußerte in lockerer Weise Bewunderung für einen gewissen Adolf Hitler, und die internationale Gemeinschaft bekam solche Angst, dass plötzlich doch genug Evakuierungsflugzeuge bereitstanden.

Erfolgreicher Neustart

In Großbritannien und anderen Ländern angekommen, machten sich die mittellosen Inder an die Arbeit. Sie führten ihre Küche von Curry und Gewürzen ein. Sie eröffneten Gemischtwarenläden. Anders als die konservativen Engländer schlossen sie nicht für die Mittagspause und dann wieder um fünf Uhr nachmittags. Nach einem Jahrzehnt hatten sie sich etabliert. Nach einem weiteren Jahrzehnt florierten sie. Heute sitzen in Großbritannien und Kanada manche in den Parlamenten und halten hohe Ämter.

Und was geschah mit dem Land, das die Inder unter dem Vorwurf, ihre Kapitalflucht halte das Land arm, hinausgeworfen hatte? Nun, der Weggang der Inder brachte Uganda ökonomischen Niedergang und politische Instabilität. Die Industrieproduktion kam zum Stillstand. Waren wie Zucker und Seife wurden Luxusgüter. In den frühen 1990er Jahren erlaubte die Regierung des neuen Präsidenten Yoweri Museveni den Indern die Rückkehr.

Die meisten hatten daran kein Interesse mehr, obwohl viele nach Kampala zurückkamen und beschlagnahmtes Eigentum zurückforderten. Die ­Inder, die zurückgekommen sind oder Nicht­rückkehrer vertreten, machen ein gutes Geschäft für sich und das Land. Der Indische Verband Ugandas prahlt offen damit, dass indische Geschäftsleute zwei Drittel des jährlichen Steueraufkommens in Uganda leisten.

Derweil streitet sich Ugandas Finanzministerium mit der Weltbank darüber, ob das Land noch zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 840 US-Dollar im Jahr gehört Uganda zur Kategorie der ärmsten Länder, denn die Kategorie mittleren Einkommens beginnt bei 1.026 US-Dollar. Mitte Juni erklärte Kampala, es habe diese Schwelle überschritten. Die Weltbank sieht das anders. Sie streiten immer noch. Die Inder, die 1972 gingen, dürfen froh sein, dass sie damals hinausgeworfen wurden.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

lebt als unabhängiger Publizist in Ugandas Hauptstadt Kampala. Er ist ehemaliger Chefredakteur der Zeitungen Sunday Vision und Daily Monitor in Uganda und Mitgründer der Zeitung The Citizen in Tansania.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.