Ausstellung zu Adbusting: „Kunst darf lustig sein“

„The Art of Subvertising“: Der „Berlin Busters Social Club“ bringt seine Adbusting-Arbeiten in den Kunstraum Kreuzberg.

Die hohe Kunst des Adbustings: Werbebotschaften werden ironisch verfremdet Foto: Berlin Buster's Social Club

taz: Herr Bustewka, bisher haben Sie im öffentlichen Straßenraum Plakate von Parteien, der Bundeswehr etc. satirisch verfremdet. Warum sind Sie jetzt in den Kunstraum ausgewichen?

Adbustian Bustewka: Sorry, dass ist ein Missverständnis. Wir reden immer nur über Aktionen. Wir machen nie welche. Wir haben uns entschieden, dem Kunstraum einige Exponate zur Verfügung zu stellen. Wir zeigen zwei Bereiche: alte Exponate aus dem antifaschistischen Kampf der ­europäischen Widerstandsbewegungen im Zweiten Weltkrieg. Und aktuelle Exponate, die zeigen, dass die Behörden der Bundesrepublik gegen ­Adbustings mit DNA-Analysen, Hausdurchsuchungen und Terrorabwehrzentrum vorgehen, wenn die Kunstwerke die Bundeswehr oder die ­Polizei lächerlich machen. Wir hoffen, im Kunstraum ein weiteres Publikum zu erreichen als bisher.

Macht Sie der große Aufwand, den Polizei und Justiz betreiben, nicht ein bisschen stolz?

Dass veralberte Werbeposter im Terrorabwehrzentrum landen oder der Innenminister in einer Kleinen Anfrage sagt, dass diese die Sicherheit der Republik bedrohen würden, dürfte in den letzten 30 Jahren in Europa historisch einzigartig sein. Dass Minister sich strafrechtlich über Streetart ärgern, stellt unser Land hingegen in eine Reihe mit China und Polen.

Der Club Der Busters Social Club sammelt Geschichten, Mythen und Legenden aus dem Bereich der Kommunikationsguerilla. 2019 zeigte der Club die Highlights seiner Adbusting-Sammlung in über 100 Veranstaltungen in Deutschland, Schweiz und Österreich.

Das Buch 2020 veröffentlichte der Berlin Busters Social Club das Buch „Unerhört. Adbusting gegen die Gesamtscheiße“.

Die Ausstellung Zurzeit zeigt der Berlin Busters Social Club einige Exponate aus seiner Sammlung in der Ausstellung „The Art of Subvertising“, die bis zum 21. August im Kunstraum Bethanien zu sehen ist. (pn)

ist der Aliasname eines Mitglieds des Berlin Busters ­Social Club.

In der Ausstellung sind auch Installationen zu sehen, die sich auf die Verfremdung von Firmennamen beschränken. Könnte eine solche Kunst nicht vom Kapitalismus vereinnahmt werden?

Ja, klar. Wird es ja sogar schon. Sogar die Polizei zieht ja mitunter an gefährdete Orte, um vor Rad- und Taschendieben zu warnen. Aber Kunst darf auch lustig sein. Ob das bei den Firmenschildern der Fall ist, möge jede* selbst entscheiden.

Haben Sie weiterhin Probleme mit Polizei und Justiz?

Wir mit unserer Sammlung, unserem Buch und unseren Ausstellungen noch nicht. Wir sind auch überrascht, dass wir bisher total in Ruhe gelassen werden. Andere Künst­le­r*in­nen haben da weniger Glück. Eine aktuelle Kleine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Martina Renner zeigt, dass das Terrorabwehrzentrum sich weiter über Adbustings ärgert, die Geheimdienste kritisieren. Danach ist das einzige Adbusting, das es 2022 ins Anti-Terror-Zentrum GETZ geschafft hat, eines, das die Geheimdienste wegen NSU kritisiert.

Laufen noch weitere juristische Verfahren wegen Adbusting?

Ja. Das „Nicht-lachen“-Verfahren nach einer Adbusting-Aktion 2020 läuft noch. Damals wollten Ak­ti­vis­t*in­nen in einer Performance ein polizeikritisches Plakat offen angekündigt in eine Werbevitrine direkt vor dem Gebäude des Staatsschutzes hängen. Eine Hundertschaft unterband dies und war beleidigt, weil die Künst­le­r*in­nen mit einem Papppfeil mit der Aufschrift „Rechtsbrech*in“ auf die Cops deuteten. Auch das Augenklappen-Verfahren, das Horst Seehofer nach Adbustings der Gruppe „Dies Irae“ einleitete, ist trotz des Regierungswechsels immer noch nicht eingestellt. Auf den Plakaten, die auch in der Ausstellung zu sehen sind, ist der ehemalige Bundesinnenminister mit einer schwarzen Klappe über dem rechten Auge zu sehen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Verunglimpfung von Staatsorganen. Adbusting bleibt also spannend.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.