Agentur in Hand von Genossenschaft: Fo­to­gra­f*in­nen übernehmen laif

Die renommierte Fotoagentur laif gehört jetzt einer Genossenschaft. Ihr Ziel: Unabhängigkeit und Fairness.

Portraits von FotografInnen bei einem Online-Meeting

Virtuelle Gründungsversammlung der laif-Genossenschaft Foto: Dominik Butzmann/laif

Die renommierte Fotoagentur laif gehört wieder sich selbst. Im April hatten 22 laif-Fotograf*innen die laif-Genossenschaft gegründet, seit dem 1. Juli heißt es jetzt: laif ist laif. Der Deal war im Einvernehmen mit den bisherigen Eigentümern zustande gekommen. laif ist auf hochwertigen Foto-Journalismus spezialisiert, das Mission Statement „Fotografie mit Haltung“ ist dabei deutlich mehr als Marketing.

Die 1981 als kleines Fotograf*innen-Büro in der Kölner Südstadt gegründete Agentur gehörte seit 2015 zur Bildagenturgruppe ddp images, die 2009 von der ehemaligen dpa-Konkurrenz-Nachrichtenagentur dapd mitgegründet wurde. dapd ging 2013 pleite. ddp images aber wurde im Rahmen eines Management-Buy-outs gerettet und verkaufte sich inklusive laif letzten Herbst an die Action Press AG des umstrittenen ehemaligen PR-Beraters Moritz Hunzinger. Den lange vorbereiteten Deal mit der laif-Genossenschaft wickelte allerdings nicht Hunzinger, sondern noch die alte ddp-images-Führung ab.

Hunzinger war 2002 durch die später nach ihm benannte Affäre bekannt geworden, die den damaligen Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping (SPD) wegen dubioser Beraterverträge mit Hunzinger das Amt kostete. Auch der heutige Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (B90/Grüne) war wegen eines von Hunzinger vermittelten Privatkredits kurzfristig weg vom Fenster. Hunzinger war außerdem in den letzten Jahren immer wieder durch latent rassistische Kritik an Mi­gran­t*in­nen und Geflüchteten aufgefallen und bis Anfang 2022 Vorstandsmitglied des Bürgerlich-Freiheitlichen Aufbruchs, der zu den überparteilichen rechten Sammlungsbewegungen zählt.

Für eine engagierte Agentur wie laif wäre das kein gutes Zuhause. Der Kauf durch die eigene Genossenschaft soll nun langfristig absichern, „dass die Fotoagentur laif eigenständig ist und bleibt“, so Andreas Herzau, einer der Vorstände der laif-Genossenschaft. „Wir denken, dass wir der Verantwortung für unsere Bilder nur nachkommen können, wenn Fo­to­gra­f*in­nen unabhängig von äußeren Interessen arbeiten können.“ Herzau kritisiert in diesem Zusammenhang allerdings nicht Hunzinger direkt, sondern vielmehr die zunehmende Pressekonzentration und einen „click-gesteuerten Journalismus, der Bilder nur noch zu möglichst billigen Konditionen nutzt und als reine Ware betrachtet“. laif stehe dagegen für hochqualitativen, unabhängigen und fair bezahlten Foto­journalismus: „Unsere Bilder sind es wert“, so Herzau.

Anm. d. Red.: Nach erscheinen des Beitrags hat sich Moritz Hunzinger bei der taz gemeldet, der den laif-Fotograf*innen von Herzen Glück für ihre neue Aufstellung wünscht: „Alles, was exzellentem Fotojournalismus dient, hat die Unterstützung des Vorstands einer der größten Bildagenturen der Welt“, so Action-Press-Vorstand Hunzinger.

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