brief des tages
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Krankenkassen in Not?

„Gesundheit soll teurer werden“,

taz vom 30. 6. 22

Endlich macht sich ein Gesundheitsminister auf, das Finanzierungsloch in den Krankenkassen zu stopfen und dem Pflegenotstand auf den Leib zu rücken! Was für ein großer Wurf! Was für eine geniale und zugleich revolutionäre Idee, einfach die Beiträge der gesetzlich Versicherten anzuheben! Der Vorschlag von Karl Lauterbach ist an politischer Schlichtheit und Einfallslosigkeit nicht zu überbieten. Oder fehlt schlicht der Wille für eine echte Reform, die den Namen auch verdient? Eine naheliegende Lösung wie die Bürgerversicherung, in die alle, auch die Besserverdienenden, nach der Höhe ihres Einkommens einzahlen, wird nicht einmal ins Gespräch gebracht, obwohl über zwei Drittel der Bevölkerung dafür sind. Denn dann müssten auch die Minister 15 oder 16 Prozent ihres Einkommens abgeben anstatt der läppischen 1–3 Prozent, die sie dank der einkommensunabhängigen Beitragsbemessung in der privaten Versicherung oder der Deckelung in den gesetzlichen Kassen einzahlen müssen. Dies erfüllt in meinen Augen durchaus den Tatbestand der Korruption. Zumindest moralisch!

Herbert Maier, Tettenweis