Ende des Pride Months: Der Große Maustausch

Transfeindliche Menschen argumentieren stets mit der Sorge um Kinder. Unser_e Kolumnist_in liefert einen Vorschlag mit diesem Mythos aufzuräumen.

Eine Frau mit grüner Brille und Oberteil in Regenbogenfarben zieht ihre roten langen Zöpfe auseinander

Gay pride parade in New York City Foto: Athit Perawongmetha/reuters

Na, auch richtig traurig, dass der Pride-Monat endet? So weit muss es nicht kommen. Ich möchte mit Ihnen über den Großen Maustausch sprechen. Im Stil der antisemitischen und rassistischen Verschwörungstheorie über den Großen Austausch™ bangt eine Querfront aus Fundamentalist_innen, Konservativen, Radikalfeminist_innen, Esoteriker_innen, WerteLinken™ sowie beleidigten Schwulen und Lesben nämlich den Umsturz durch die Transgender-Lobby.

Diesem Urban Myth zufolge demoliert die Vereinigung aus trans Personen ganz sneaky den deutschen Volkskörper, indem sie Kinder indoktriniert, rigide Konventionen in Frage stellt und eine auf Biologismus fundierte Ordnung bedroht. Besonders trans Frauen sind Zielscheibe der Dämonisierung: Sie nehmen cis Frauen ihre Sitze im Bundestag, ihre Sicherheit auf Toiletten, ihre Umkleidekabinen, ihre Männer. Wir könnten dieses mit Essenzialismus, Transfeindlichkeit, Antisemitismus und Misogynie gespickte Narrativ analytisch auseinandernehmen und die regressive Ideologie dahinter entlarven.

Oder wir sagen: Zieht euch warm an, Bitches, und macht euch bereit für den Großen Maustausch. Die Mäuse kommen nämlich nicht für Krümel, sie wollen das ganze Weizenfeld, das diese horrenden Mengen an Gluten auf diese Erde setzt und ihnen den Magen verdirbt. Doch wie sieht das in der Praxis aus?

Die Vertreter_innen der Transgender-Lobby erscheinen nicht in schlecht sitzenden Anzügen, denn Fashion Crimes sind illegal. Stylings wie die der berüchtigten Horst-und-die-Heimatboys-Gruppenbilder werden Geschichte sein – ohne Yassifizierung kommt niemaus mehr vor die Kamera. Geschlechterzuschreibungen werden verunmöglicht. Kinder befreien sich dank antikapitalistischem Agit-Pop-Entertainment aus ihren biedermannhaften, langweiligen und restriktiven Gefängnissen der Kleinfamilie.

Teil des Trends

Na ja, die Kinder, die es dann noch gibt, denn aus einer Zwangslage heraus kommt niemand mehr auf die Welt, sobald Abtreibungen an jeder Ecke beworben werden. In Kinos, Zeitschriften oder im Radio erfahren ungewollt Schwangere, wo sie zum Abbruch noch ein Plant-Based Long Chicken Menü oder einen Handventilator dazubekommen. Schuluniformen aus nicht-binärer Mode mit Drapage-Oberteilen, geschnürten Hosen und Plateau-Crocs werden eingeführt. Statt Sportunterricht gibt es Runway-Kurse. Bros werden zwangsfeminisiert, „unterwegs mit den Jungs“ war gestern, ab Morgen gehen wir alle „Bubble Tea mit den Mädels“.

Wer im Büro beim Drag-Donnerstag in Alltagskleidung erscheint, muss in die Iced-Coffee-Kasse einzahlen. Die Nationalhymne wird ersetzt durch einen SOPHIE-Bootleg, komponiert von einer KI, damit beim Pflichtdienst auf 160 BPM jegliche Ländergrenzen per Hand zerstört werden – mit dicken Gelkrallen kein Problem. Vergessen Sie, was Sie im Feuilleton über die Transgender-Lobby gelesen haben. Werden Sie noch heute Maus und Teil des Trends.

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Hengameh Yaghoobifarah studierte Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik an der Uni Freiburg und in Linköping. Heute arbeitet Yaghoobifarah als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus, Popkultur und Medienästhetik.

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