berliner szenen
: Diebstahl zwischen Slacklines

Als ich als Student mal im Sprachurlaub in Barcelona war, wurde mir in einem Park das Portemonnaie gestohlen, weil es neben mir lag und ich in die andere Richtung gedreht. Seitdem achte ich auf Berliner Wiesen und Uferstreifen darauf, dass sich Wertsachen vor oder unter mir befinden. Selbst wenn ich auf dem Tempelhofer Feld in diesem Abschnitt auf der Südseite bin, wo der Rundweg einen großen Bogen macht und daneben Bäume Schatten spenden, eine Stelle, so weit weg von allen Eingängen, dass da sicher keine Taschendiebe extra hinlaufen oder -fahren.

Die Bäume laden zum Slacklinen ein, und als ich dort liege, sind allein in meinem Sichtfeld drei gespannt, es wurde darauf professionell rumgehampelt. Zusätzlich klettern dann noch zwei Leute auf einen der Bäume, man packt es nicht. Aus der Ferne tönt Musik vom „Tempelhof Sounds“-Festival, und obwohl die Bühnen am anderen Ende des Felds stehen, locker zwei Kilometer weg, kann man die Songs gut hören. „Warum genau kauft man da Tickets?“, whatsappe ich einem Freund, der gerade dort ist. „Weiß ich auch nicht“, antwortet der. Und dann: „Interpol um 18.30, deshalb werde ich jetzt mal dippen.“

Lustiges Konzept, so MDMA auf einem Indierockkonzert, denke ich mir, aber verstehe bald, was er gemeint haben muss. Denn die Band veranstaltet ein ziemliches Gedudel, so richtig verstanden habe ich das Erfolgsrezept von Interpol noch nie. Oder die Leute, die … ach, was weiß ich denn! Ich döse jedenfalls langsam ein dabei, nicht, ohne mein Handy flugs noch halb unter meinen Körper zu schieben.

Kurze Zeit später raschelt es hinter mir, ich schrecke auf, drehe mich um, und sehe eine aufgescheuchte Nebelkrähe mit meiner fast leeren ABC-Kekstüte im Schnabel abheben. Man muss echt immer auf der Hut sein!

Michael Brake