Über ein Unisex-WC in einer Schule: Offen für alle

Schü­le­r*in­nen einer Montessori-Gemeinschaftsschule wollten ein geschlechtsneutrales WC. Und bekommen es bald. Sie haben es selbst durchgesetzt.

Eine Schule in Berlin-Buch von außen fotografiert - in der Schule wird demnächste eine erste Unisex-Toilette für die Schülerschaft eröffnet

In der Montessori-Gemeinschaftsschule Buch wird bald eine geschlechtsneutrale Toilette eröffnet Foto: Charlotte Handorf

BERLIN taz | Bald werden wir unsere Rede halten können und es wird Konfetti vor der Tür der neuen Toilette regnen. Doch eine Weile dauert es noch, bis endlich ein geschlechtsneutrales WC, das wir schon lange planen, an meiner Schule – der Montessori-Gemeinschaftsschule Buch – eröffnet wird.

Alles begann am Anfang dieses Schuljahres. Es wurden wie jedes Jahr neue Ver­tre­te­r*in­nen der Sekundarstufe 1 für die vier verschiedenen Lernfamilien – so etwas wie Klassen – unserer Schule gewählt. Die sind dafür zuständig, die Lernenden zu repräsentieren und die Schule im Namen der Schü­le­r*in­nen mitzugestalten. In diesem Jahr bin ich mit dabei. Wir versuchen, den Bedürfnissen, Wünschen, Sorgen oder Ideen der rund 100 Lernenden nachzugehen.

Auch eigene Vorschläge, die von uns kommen, wollen wir umzusetzen. Zum Beispiel, und das war wohl eins der größten Projekte: eine geschlechtsneutrale Toilette.

Den Wunsch hatten vor allem eine Freundin von mir und ich. Kurz zuvor wurden an dem Oberstufenzentrum meiner großen Schwester ebenfalls solche Toiletten eröffnet, was uns darin bestärkte, dass es an unserer Schule doch auch möglich sein müsste, einen Raum für alle Geschlechter zu bieten und ein Statement zu setzen: Dass es mehr als nur männlich und weiblich gibt und sich doch alle an unserer Schule wohl und willkommen fühlen sollen, ganz genauso, wie sie sind.

Wo je­de*r hingehen kann

Die Toilette, die wir geplant hatten, sollte zusätzlich zur Toilette für weibliche Personen und zum WC für männliche Personen existieren und ein Klo für alle sein. Wo je­de*r hingehen kann, egal ob männlich, weiblich, etwas dazwischen, nichts von beidem oder etwas komplett anderem. Es sollte, schlicht und ergreifend, für alle sein. Und auch einige Lernende unserer Schule, die schon etwas von dem Projekt wussten, fanden das Vorhaben toll.

Genau das mussten wir den Leh­re­r*in­nen klarmachen, die zum Glück großteils auch sehr begeistert von der Idee und motiviert waren, diese umzusetzen. Es mussten einige Dinge geklärt werden: zum Beispiel, welchen Raum wir nutzen könnten. Dafür eignete sich ganz gut die derzeitige Personaltoilette. Zuerst hatten wir die Idee, dass die Leh­re­r*in­nen ja dann, statt auf die Personaltoilette zu gehen, auch einfach die Toilette für alle oder die für Jungen bzw. Mädchen nutzen könnten. Aber das ging aus rechtlichen Gründen nicht, da Schü­le­r*in­nen einen extra Toilettenraum brauchen.

Wir haben aber noch ein weiteres WC gefunden, wo die Personaltoilette, nach einer kleinen Umräumaktion, einziehen konnte. Nun wurde nur noch ein neues Schloss in die baldige geschlechtsneutrale Toilette eingebaut, sodass das ganze Projekt gar nicht so aufwendig oder kostenintensiv umzusetzen war.

In den nächsten Wochen werden wir all die Lernenden unserer Schule darüber informieren und dann steht der Eröffnung unseres Unisex-WCs hoffentlich nichts mehr im Wege.

Charlotte Handorf ist 15 Jahre alt und war Schülerpraktikantin im Berlin-Ressort der taz

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