Pussy-Riot-Aktivistin verhaftet: Schockiert und wütend

Die russische Pussy-Riot-Aktivistin Aysoltan Niyazova ist in Kroatien festgenommen worden. Inzwischen wurde sie entlassen.

Zwei Frauen bei einer Pressekonferenz unter freiem HImmel

Pussy-Riot-Mitstreiterin Maria Ajochina mit Anwältin vor einem Gefängnis in Zagreb Foto: Antonio Bat/epa

Aysoltan Niyazova von der opposi­tionellen feministischen russischen Rockband Pussy Riot ist bei ihrem Grenzübertritt von Slowenien nach Kroatien vom kroatischen Grenzschutz verhaftet worden. Dies berichtet die russische Performancekünstlerin und Aktivistin Maria Aljochina der taz am Telefon. Grundlage sei ein von 2002 stammendes Auslieferungsgesuch von Turkmenistan, in dem die turkmenischen Behörden ihr Veruntreuung von Geldern der turkmenischen Zentralbank vorwerfen, so Aljochina.

Niyazova, die die russische und turkmenische Staatsbürgerschaft besitzt, bestreitet diesen Vorwurf. Sie hatte bis zu ihrer Verhaftung am 30. Mai Pussy Riot auf einer Konzertreise durch Europa begleitet. Mit dieser Konzertreise will die Gruppe, die in der Vergangenheit mehrfach gegen den russischen Überfall auf die Ukraine protestiert hatte, Gelder für ein ukrainisches Krankenhaus einspielen.

Aljochina ist „schockiert und wütend“ über die Festnahme von Aysoltan Niyazova. „Niyazova ist seit zehn Jahren meine Freundin. Für sie ist der Krieg gegen die Ukraine eine große Tragödie. Das, was Kroatien mit meiner Freundin macht, hat nichts mit europäischen Werten gemein.“

Aljochina kann nicht verstehen, dass das Auslieferungsgesuch 20 Jahre alt ist. Niyazova sei in den letzten 20 Jahren viel gereist, so Aljochina, und nie habe es in irgendwelchen Ländern Probleme gegeben. „Was ich hier erlebe, weckt eher Assoziationen an Nordkorea als an Europa“, so Aljochina zur taz. Zweimal habe sie ihre Freundin in den letzten drei Tagen besuchen dürfen. Jedes Mal habe sie mit ihr nur durch ein dickes Glas getrennt reden können.

Allzu freundlicher Umgangston

Aljochina selbst weiß, was Gefängnis ist. Die frühere Greenpeace-Aktivistin hatte zwei Jahre in russischer Haft wegen eines Auftritts, des „Punk-Gebets“, in dem die Gruppe in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale Patriarch Kyrill und Wladimir Putin kritisiert hatte, abgesessen. Gegenüber der taz äußerte sie sich sehr verwundert über den freundlichen Umgangston zwischen den kroatischen und den turkmenischen Behörden.

Konzertmanager Alexander Tscheparuchin, der gemeinsam mit Aljochina die „Riot Days Tour“ organisiert und die Festnahme von Niyazova aus nächster Nähe beobachtet hatte, fürchtet das Schlimmste, sollte Niyazova ausgeliefert werden. „Sollte Niyazova nach Turkmenistan ausgeliefert werden“, so Tscheparuchin zur taz, „muss man mit dem Schlimmsten rechnen. Konkret heißt das auch mit Folter, Haft und Tod.“

Gleichzeitig äußerte sich Tscheparuchin besorgt über die Zustände in dem kroatischen Gefängnis. Schlimmer als in Russland sei es dort, Niyazova habe keinen Kontakt zu ihrer Anwältin, habe keinen Dolmetscher.

Auch Amnesty International forderte die kroatischen Behörden auf, das turkmenische Auslieferungsersuchen abzulehnen und Ni­yazova freizulassen. Die Menschenrechtsorganisation fürchtet bei einer Auslieferung, dass Niyazova in Turkmenistan misshandelt werde.

„Kroatien darf die Pussy-Riot-Anhängerin und Aktivistin Aysoltan Niyazova nicht an Turkmenistan ausliefern und muss sie aus der Haft entlassen“ heißt es in einem Statement von Amnesty International. Kroatien müsse sich an internationales Recht halten, dürfe niemanden in ein Land schicken, in dem der betreffenden Person möglicherweise Menschenrechtsverletzungen bevorstehen.

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