9-Euro-Ticket, AfD und Twitter: Ein Thron für Musk

Elon Musk umgeht nationale Gesetze und mit Börsenkäufen spielt er Jojo. Doch er ist nicht der einzige, der aktuell für ordentlich Wirbel sorgt.

Profilaufnahme von Elon Musk

„Elon Musk sich nicht mehr damit auf, irgendeine dahergelaufene Nation zu regieren“

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Friedrich Küppersbusch: Jogi Löw möchte wieder einen Club trainieren.

Und was wird besser in dieser?

CDU in Angst und Schrecken.

Das 9-Euro-Ticket kommt. Wohin fahren Sie als Erstes?

Zur Tanke. Ab Juni soll auch der Sprit verbilligt werden. Die Mineralölkonzerne werden mit 3,15 Milliarden Euro subventioniert, die ÖPNV-Kundschaft mit 2,5 Milliarden Euro. Also werde ich an Bushalten huldvoll grüßen. Wenn da jemand steht. Falls es da eine gibt.

Erst will Elon Musk Twitter, dann wieder nicht. Nun feilscht er um den Preis. Erklärungen von Twitter-Chef Parag Agrawal kommentiert Musk gerne mal mit einem Kothaufen-Emoji. Welchen Emoji hat Musk verdient?

Einen Thron. Für den eigenen Sitz im Weltsicherheitsrat, den ein Staat von der Größe Musks beanspruchen kann. Nationale Gesetze – etwa Umweltbedenken beim Teslawerk Brandenburg – hebelt er aus; für die Ukraine sind seine Space-X-Satellitendaten kriegsentscheidend. Mit Börsenkursen und einer globalen Währung kann er Jojo spielen und per Tweet sucht er „Hardcore-Anwälte […] echte Straßenkämpfer“, die ihn gegen eine Anschuldigung wegen sexueller Belästigung verteidigen. Verglichen mit Old-School-Despoten hält Musk sich nicht mehr damit auf, irgendeine hergelaufene Nation zu regieren. Weltherrschaft neu gedacht.

Die Chatverläufe der Whatsapp-Gruppe der AfD-Bundestagsfraktion wurden geleakt, die Schadenfreude ist groß. Erkenntnisgewinn: Die AfD ist queerfeindlich, zerhackt sich gegenseitig und hegt Umsturzpläne. Auf einer Skala von 1 bis 10 – wie sehr überrascht Sie das?

8,8 natürlich. Dabei schwanke ich noch, ob es sensationell naiv war, im hackfreundlichen Whatsapp herumzubraunen – oder sensationell dreist, die eigene Radikalität für normal null zu halten. Inzwischen haben sie auf Telegram umgeschult. Den beobachtenden Verfassungsschutz wird die „Umsturzrhetorik“ interessieren, doch alarmierend sind auch die steten Betteleien um „Führung“, Ansagen, klare Befehle. Die entscheidende Täuschung der AfD ist ein schier anarchischer Auftritt, der am Ende nix ist als der Schrei nach Entmündigung, nach Autorität.

Die niedrige Wahlbeteiligung bei der NRW-Landtagswahl hat letzte Woche für Aufregung gesorgt. Waren Sie auch nicht wählen?

Ich hab per Brief gewählt; die Partei, die mir am wenigsten kriegstreiberisch erscheint. Viele wählten so nach Bundestrend: Die SpitzenkandidatInnen waren sehr unbekannt, ziemlich unbekannt und eine Bayerin. Wer nicht wählt, sieht keine ausreichende Alternative, oder findet den prognostizierten Ausgang okay, oder traut dem Land keine Antworten auf die Sorgen zu. Die liegen derzeit eindeutig nicht in Düsseldorf.

Über Deutschland fegten am Wochenende Starkregen, Hagel und Orkanböen. Wie schützten Sie sich vor dem Sturm?

Ich mied Paderborn und Lippstadt, wo gar Tornados wüteten. Das wurde stündlich im WDR durchgesagt, nachdem er das Eifelhochwasser verschlafen hatte.

In Island gibt eine Supermarktkette allen über 60-Jährigen jeden Dienstag einen Rabatt von 10 Prozent – als Maßnahme gegen die Inflation. Wie sinnvoll ist das?

Auf Island bezieht man zwei Renten, eine staatliche und eine arbeitsbezogene. Das Gesundheitssystem ist kostenlos und Energie, also Erdwärme, nahezu für lau. Im Urlaub sahen wir dort nachts eine gleißende Fläche von westfalenstadionesken Ausmaßen. Beim Näherkommen erkannte man Gewächshäuser, geysirgewärmt und mit Strom für umme beleuchtet. Die Betreiber erklärten uns, die teuersten Tomaten und Zucchini zwischen Gletschern zu ziehen, das sei wegen der immensen Transportkosten aber konkurrenzfähig. Die Lebenshaltungskosten liegen über 50 Prozent höher als hier, weil alles hingeflogen und -geschifft werden muss. So, ich muss weg, auf Island gibt’s Schnäppchen.

McDonald’s findet, der russische Angriffskrieg stehe nicht in Einklang „mit seinen Werten“. Die Fastfood-Kette verkauft nun ihre 850 Filialen in Russland an den Unternehmer Alexander Gowor. Der Betrieb braucht nun einen neuen Namen und neue Menü-Angebote. Haben Sie Vorschläge?

Könnte Putin nicht gesichtswahrend sagen: Zentrales Kriegsziel erreicht, wir hören jetzt auf?

Und was machen die Borussen?

Freiburg ist lieb, Leipzig böse, und beides zusammen gab mir einen freien Abend, ein Pokalfinale ohne den BVB dann auch nicht zu gucken. Fragen: Ruth Lang Fuentes, Bo Wehrheim

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Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

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