Ein altmodischer Liberaler

Noch leicht gerumpelt hat’s. Aber gefährdet hat keiner den Beschluss: Der Rat der Stadt Delmenhorst hat Claus Hübscher in den Aufsichtsrat der örtlichen Volkshochschule (VHS) gewählt.

Sachlich lag das nahe: Hübscher gehörte von 1975 bis 2008 der VHS-Leitung an, und gleichzeitig war der heute 66-Jährige sechs Jahre lang Fachbereichsleiter für Kultur, Bildung, Wissenschaft und Sport in Delmenhorsts Stadtverwaltung: Mehr Kompetenz geht kaum.

Aber es hatte halt diese Aufregung gegeben, weil, – naja, im Grunde, weil Hübscher auf eine etwas altmodische Weise liberal ist. Das heißt, er sieht sich als jemand, dem sein Hals gehört, und alles, was da so dran hängt. Und er leitet daraus für sich die Pflicht ab, sich selbst ein Bild zu machen, etwa durch Reisen, wobei er sich selbst da, wo bei vielen der Brechreiz einsetzt, keine Berührungsängste gönnt: Hübscher war Anfang der 80er Jahre in Polen, er hat Vietnam bereist, und im April war er im Iran. Dort hat ihn der Staatspräsident empfangen – zweifellos, weil sich der Delmenhorster Yavuz Özoguz, Leiter der Reisegruppe, online als Sprachrohr des Mullah-Regimes und seines holocaustleugnerischen Führers Mahmud Ahmadinedschad betätigt.

Unerträglich fanden das Gott, die Welt, über einen Parteiausschluss dachte der FDP-Vorsitzende Stefan Birkner nach, ihr Oldenburger Bezirksverband empfahl dem Delmenhorster Kreisvorsitzenden, die Landtagskandidatur zu unterlassen, Generalsekretär Gero Hocker drohte, Hübscher werde ganz hinten auf der Liste landen. „Ich hatte mich eh nicht als Spitzenkandidat gesehen“, konterte der.

Und nun – war sein Vergehen vielleicht doch nicht so schlimm: Im Stadtrat regten sich nur alte Intimfeinde, innerparteilich wird der Fall laut Hocker „nicht weiter verfolgt“, und ebenso entspannt gibt sich Hübscher selbst: Dass ihn Helmut Koletzek, sein Nachfolger an der VHS-Spitze, anlässlich seiner Teheran-Tour als Dozenten feuern wollte, nimmt Hübscher ihm nicht krumm. „Mit Koletzek“, sagt er, „habe ich kein Problem.“ BES