Gewalt in Simbabwe: Ordnungshüter als Verbrecher

Simbabwe diskutiert über eine Welle bewaffneter Kriminalität von Soldaten und Polizisten. Mangelnde Bezahlung gilt als ein Faktor.

Prozession uniformierter Männer bei einer Parade

Wenig zu feiern gab es dieses Jahr beim Unabhängigkeitstag 18. April Foto: ap

HARARE taz | Eine Welle bewaffneter Raubüberfälle durch Angehörige der Streitkräfte (Zimbabwe Defence Forces – ZDF) und der Polizei erschüttert Simbabwe in einer Zeit zunehmender Wirtschaftskrise und politischer Konfrontation.

Erst kürzlich erschienen in der Hauptstadt Harare ein Soldat und ein Polizist vor Gericht, die sich bei einem versuchten bewaffneten Raubüberfall einen Schusswechsel mit anderen Polizisten lieferten und dabei festgenommen worden. Von ihren zivilen Komplizen wurde einer erschossen, zwei wurden verwundet und zwei weitere sind flüchtig. Die beiden Angeklagten sind in Simbabwes zweitgrößter Stadt Bulawayo stationiert.

Sie können mit harten Strafen rechnen, denn im Januar wurden zwei Soldaten zu je 40 Jahren Haft verurteilt, nachdem sie eine Farm im Ort Marondera in der Provinz Mashonaland East überfielen und über 16.000 US-Dollar und 600 südafrikanische Rand stahlen. Sie waren zu dem Zeitpunkt beide eigentlich im Dienst in der Stadt Masvingo. Armeesprecher Alphios Makotore sagte, er hoffe, die Strafen würden abschreckend wirken.

Für Aufsehen hatte zu Heiligabend ein Überfall gesorgt, bei dem ein Mitglied der Armeeschule, ein Offizier und ein ziviler Komplize ein Haus in Hatfield überfielen und 40.000 US-Dollar stahlen. Der Besitzer wurde mit einem Sturmgewehr getötet. Soldaten haben auch Tankstellen überfallen oder Räubern Munition geliefert.

Waffen zirkulieren in der Unterwelt

Polizeisprecher Paul Nyathi sagt, dass im gesamten Jahr 2021 rund 850 mutmaßliche Räuber festgenommen wurden. Es bestehe der Verdacht, dass beim Sturz des Langzeitherrschers Robert Mugabe durch das Militär im Jahr 2017 erhebliche Mengen an Waffen abhanden kamen und nun in der kriminellen Unterwelt zirkulieren.

Aber das würde nicht erklären, dass Soldaten und Polizisten im Dienst Überfälle begehen. „Die Welle von Verbrechen wie bewaffnete Raubüberfälle durch ZDF-Angehörige ist entweder ein Zeichen grassierender Meuterei aufgrund von Führungs- und Disziplinlosigkeit oder ein Signal, dass Soldaten keinen Grund mehr sehen, sich an Regeln zu halten, wenn ihre Führer inkompetent und korrupt sind und keinen Gehorsam verdienen“, sagt der Mugabe-treue Ex-Minister Jonathan Moyo.

Die Befehlshaber der Sicherheitskräfte gehören zu den reichsten und mächtigsten Persönlichkeiten Simbabwes, während die einfache Truppe im Elend lebt. Der monatliche Sold in der ZDF liegt heute bei unter 200 US-Dollar, weniger als zu Mugabes Zeiten.

„In der ZDF stimmt etwas nicht“, sagte Oppositionsabgeordneter Peter Moyo kürzlich in einer Parlamentsdebatte zum Thema. „Die Leute werden nicht ordentlich bezahlt.“

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