Winnetou darf nicht sterben

Im sauerländischen Elspe hat die neue Saison der Karl-May-Festspiele begonnen. 50 Aufführungen sind bis Ende September geplant. Knalleffekte und Action sorgen für Wild-West-Stimmung

Mit weit aufgerissenen Augen starren die Kinder auf die Bühne. Die Frage: „Ist das jetzt wirklich abgebrannt?“, steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Die furiose Explosion im Showdown der Karl May-Festspiele im sauerländischen Elspe belohnt das Premierenpublikum nach einer Schrecksekunde mit begeistertem Beifall. In einem großen Feuerball verschwindet „Fort Grand“ vom Erdboden, zurück bleiben einige angekohlte Reste der Kulisse.

Die Meisterleistung von Chef-Pyrotechniker Stefan Kieper ist einer der Höhepunkte im Stück „Das Halbblut“, das bis Ende September noch 51 Mal aufgeführt wird. Das Stück um Intrigen, Macht- und Geldgier wird getragen von starken Charakteren, die sich erst im Laufe der 100-minütigen Aufführung entwickeln oder wandeln. Gefallen hat „der Wilde Westen im Sauerland“ wieder jedem der rund 4000 Zuschauer, für viele war es „noch besser als 2004“. Richtig begeistert ist auch Günter Baumans aus Krefeld. „Mein Mann ist ein Winnetou-Fan“, sagt Ehefrau Diana. Sie hat ihm zum 40. Geburtstag ein Wochenende mit Karl May geschenkt. „Ich habe die Filme alle schon mehrfach gesehen“, sagt der. In Elspe war er aber bisher noch nie. „Das ist richtig gut inszeniert“, lobt Baumans. Für das Ehepaar ist klar: 2006 geht es wieder nach Elspe. Dann steht „Winnetou 1“ auf dem Programm und das Ehepaar will auch die beiden Kinder mitnehmen. „Ich finde es gut, dass es nicht so bierernst ist, das ist toll für Kinder“, sagt Diana Baumans.

Das Lob des Winnetou-Fans bestätigen auch Fachleute. Fernseh-Redakteurin Anke Godbersen: „Ich finde, es ist wirklich gut gemacht.“ Etwas mehr Slapstick-Einlagen, weniger Pyrotechnik, die dafür aber sehr professionell ausgefeilt ist, so präsentieren sich die Elsper Festspiele in diesem Jahr. Im Rahmenprogramm werden eine Stunt- und eine Musikshow geboten, die sich ebenfalls sehen lassen können. Den achtjährigen Dominic, der mit seiner Mutter mit einem Reisebus aus Darmstadt angereist ist, haben vor allem die Stuntmen begeistert. Im Rahmenprogramm zeigen sie, wie sie von einem hohen Turm springen, beim Showdown im Stück wird das durch den Sprung von einer Klippe des Bühnengeländes noch übertroffen. Dabei werden auf dem Rücken von Stuntman Marco Kühne mehrere Hundert Gramm Sprengstoff gezündet. Nicht wegzudenken beim Elsper Festival auch der Schlussauftritt des Ensembles. Da werden Winnetou (Benjamin Armbruster), RTL-Serienschauspieler Kai Noll als Old Shatterhand und Meinolf Pape in der Titelrolle mit donnerndem Applaus gefeiert. Der ewige Bösewicht Andreas Schauerte hingegen erntet für seine Darbietung „Buh-Rufe“ als Belohnung. JÖRG TARON, dpa