Tesla-Chef möchte Twitter übernehmen: Elon Musk greift nach Twitter

Der Tesla-Gründer und Twitter-Großaktionär will den Nachrichtendienst nun für 41,4 Milliarden US-Dollar übernehmen. Ärger ist programmiert.

Elon Musk schaut zweifelnd

Tesla-Gründer und Twitter-Großaktionär Elon Musk, Archivbild Foto: Mike Blake/reuters

BERLIN taz | Es scheint eine typische Elon Musk-Aktion zu sein: Der Tesla-Gründer und fleißige Tweet-Absetzer will den Mikro-Bloggingdienst Twitter komplett übernehmen. Dafür bietet er den anderen Ak­tio­nä­r:in­nen 53,20 US-Dollar je Aktie, 16 Prozent mehr, als das Papier beim Börsenschluss am Mittwoch wert war. Das berichtet der Nachrichtendienst Bloomsberg am Donnerstag.

Damit wäre Twitter mit insgesamt 43 Milliarden US-Dollar bewertet. Wenn die feindliche Übernahme gelingt, wolle er den Dienst von der Börse nehmen, kündigte Musk an. Die Aktie legte umgehend um 25 Prozent zu.

Mit der offiziellen Ankündigung des Übernahmeversuchs erklären sich nun einige Verwirrungen der vergangenen Tage: Musk hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, er habe seine Beteiligung an Twitter auf 9,2 Prozent ausgebaut, und überraschte damit die Börsen. Am Samstag dann hätte er einen Platz im Verwaltungsrat einnehmen sollen, sagte dem Management aber kurzfristig ab. Im Nachhinein ergibt das Sinn: Als Mitglied des Gremiums hätte er nicht mehr als 15 Prozent der Aktien halten dürfen.

Und noch mehr Sinn ergibt das Tweet-Gewitter, das Musk anschließend gegen das Management losließ, indem er ironische Kritik und Vorschläge postete. Tagesschau.de zitierte dazu Simon Hurtz vom Social-Media-Watchblog: „Eine Sache ist ganz sicher: Wenn Musk einsteigt, bedeutet das Chaos. Das kann Twitter nicht gebrauchen, weil es in seiner sehr schwierigen Phase steckt.“ Der Kurs der Aktie jedenfalls fiel Anfang der Woche längere Zeit unter 45 US-Dollar.

Drohende Sammelklage

Kein Wunder, dass andere Anteilseigner verärgert sind. Am Dienstag reichte ein Twitter-Aktionär Klage vor einem Bundesgericht in New York ein. Er wirft Musk vor, bei der Ausweitung seines Investments auf die 9,2 Prozent „falsche und irreführende Aussagen und Auslassungen“ gemacht zu haben.

Die Regeln der US-amerikanischen Börsenaufsicht sehen vor, dass ein Investor binnen zehn Tagen öffentlich machen muss, wenn seine Beteiligung die Fünf-Prozent-Grenze überschreitet. Nur so ist gewährleistet, dass alle Bör­sen­teil­neh­me­r:in­nen den gleichen Wissensstand haben und entsprechend reagieren können. Musk hatte diese Grenze offenbar am 14. März erreicht, das aber nicht bis zum 24. März, sondern erst am 4. April bekannt gegeben. Prompt war der Aktienkurs gestiegen, was wiederum diejenigen benachteiligt haben soll, die während dieser Verzögerung Anteile verkauft hatten.

Twitter machte 2021 Verlust

Für Musk dürfte der Aktienkurs nicht so entscheidend sein. Die 43 Milliarden US-Dollar kann er sich leisten, sein Vermögen wird aktuell auf 280 Milliarden Dollar geschätzt.

Ob der Kauf ein gutes Investment wäre, ist dagegen schwerer zu beantworten. Zwar kletterte der Umsatz von Twitter 2021 auf 5,08 Milliarden US-Dollar, das Unternehmen machte aber trotzdem einen Verlust von 493 Millionen Dollar. Der kam vor allem zustande, weil auch Twitter so seine Schwierigkeiten mit der SEC hat. Eine Sammelklage wegen mutmaßlich falscher Angaben zum Wachstum konnte es nur mit einem 810 Millionen Dollar teuren Vergleich abwenden.

Klar ist: Wenn Musk erfolgreich sein sollte und Twitter dann von der Börse nimmt, würden für ihn einige der Regeln wegfallen, mit denen er auf Kriegsfuß steht. „Dies ist das beste und letzte Angebot“, sagte der Multiunternehmer, dessen Tesla-Werk für E-Autos kürzlich im brandenburgischen Grünheide eröffnete – und machte Druck: Wenn er scheitere, würde er auch seine bisherige Position als Aktionär überdenken. Er habe kein Vertrauen ins Management. Ohne „die notwendigen Änderungen in der Strategie“ seien seine Anteile „keine gute Investition“.

Twitter erklärte daraufhin, man wolle das „unverlangte und unverbindliche Angebot aufmerksam“ prüfen. Der Verwaltungsrat werde dann „im besten Interesse des Unternehmens und der Aktionäre“ entscheiden, wie er reagieren wolle.

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