TausendeausländischeKämpfer in der Ukraine

Bis zu 20.000 ausländische Kämpfer sollen derzeit auf der Seite der Ukraine kämpfen. Die Zahl stammt von einem Londoner Thinktank. Nach anderen Berichten könnten es auch wesentlich weniger sein. Offizielle Angaben aus Kiew gibt es nicht. Schon am 5. März gab das ukrainische Präsidialamt bekannt, dass sich kampfbereite Ausländer bei der Internationalen Legion der Territorialverteidigung melden könnten.

Die Bild-Zeitung berichtete im März, dass sich unter diesen Freiwilligen bis zu 1.000 Deutsche befänden. Das Bundesinnenministerium bestätigte diese Zahl nicht. Dort heißt es, dass die meisten dieser Personen wohl einen deutsch-ukrainischen Hintergrund hätten oder ukrainische Staatsangehörige seien. Eine genaue Zahl der deutschen Freiwilligen ließe sich auch deswegen nicht verifizieren, weil der Reiseverkehr nach Polen und in andere ukrainische EU-Anrainerstaaten nicht kontrolliert wird.

Dass sich unter diesen Kämpfern auch deutsche Rechtsextremisten befinden, ist unzweifelhaft. Allerdings wird ihre Zahl durch das Bundesinnenministerium als eher klein eingeschätzt. Nach Angaben des Verfassungsschutzes lägen lediglich „vereinzelte Hinweise“ auf die Ausreise von Extremisten vor. Ein Großteil der rechtsradikalen Organisationen in Deutschland, darunter die NPD oder die „Freien Sachsen“, unterstützt in dem Konflikt Russland. Die Neonazi-Kleinstpartei Der dritte Weg steht dagegen auf Seiten der Ukraine.

Kacper Rekawek, Postdoktorand am Zentrum für Extremismusforschung in Oslo, sagte der Deutschen Welle, dass nicht alle der Freiwilligen über Kampferfahrung verfügen. Diese Männer würde wohl eher beim Nachschub eingesetzt. Probleme gebe es auch wegen fehlender ukrainischer Sprachkenntnisse. Ralph D. Thiele, ehemaliger Bundeswehroberst, sagte dem Sender rbb24, unter den Freiwilligen befänden sich Söldner aus den USA, Australien, Großbritannien und Neuseeland.

Der französische Freiwillige Florent Coury erklärte gegenüber dem österreichischen Standard, er habe in der Ukraine in der „internationalen Legion“ eine einwöchige militärische Ausbildung erhalten. Er sei nun in einer Brigade, in der auch Georgier, Briten, Kanadier, Deutsche und Italiener kämpften, darunter Studenten, Installateure oder Maler. Zu seiner Motivation sagte er: „Wir kämpfen für die Ukrainer und für die Werte der Demokratie und Freiheit. Und, na ja, wir sind alle ein wenig verrückt.“

Klaus Hillenbrand