#MeToo-Skandal, Musk, Waffenlieferung: Es fehlt an Perso­nalien

Während es plötzlich wieder merkelt, versucht die Linke sich neu zu sortieren. Und auf ein neues Musikalbum dürfen wir uns alle freuen.

Janine Wissler bei einer Pressekonferenz in Berlin

Versucht den Laden zusammenzuhalten: Janine Wissler, Vorsitzende der Linkspartei Foto: IMAGO/Christian Spicker

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche?

Das Kopf-an-Kopf-Rennen in NRW.

Und was wird in dieser besser?

Die Köpfe kennt eh keiner.

Ein #MeToo-Skandal hat Linken-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow zum Rücktritt bewegt. Nun will Co-Chefin Janine Wissler ihre Partei alleine weiterführen. Die Frage ist nur: Wohin?

Zum Glück brauchen wir ja gerade keine Partei, die gegen bewaffneten Imperialismus die internationale Solidarität setzt, oder mal nachfragt, wer die Rüstungsmilliarden am Ende bezahlen soll. Henning-Wellsow kam als Blumenmädchen und geht als Fettnäpfchen-Suchgerät. Damit scheitert auch die Strategie, eine Ramelow-Vertreterin statt seiner selbst zu nehmen – der thüringische MP wäre derzeit die einzige überzeugende Personalie für einen Neustart der Partei. Zumal auch Janine Wissler Spaß haben wird beim Zwergenslalom, einen Skandal aufzuklären in einem Landesverband, dessen Fraktionschefin sie bis '21 war. Die Linke hat inzwischen alles im Regal, von Marx-Esoterik bis Ausländerfeindlichkeit, Aluhut bis Genderstern. Sie hat einen #MeToo-Skandal und ist ein #MeToo-Produkt.

Sogar die Grünen drängen nun, schwere Waffen in die Ukraine zu liefern. Aber Kanzler Scholz hält dagegen. Der Druck von der Opposition und auch aus der eigenen Regierung wird stärker. Hält er ihm stand?

Die GrünInnen, die „feministische Außenpolitik“ in den Ampelvertrag dübelten, werden sich gelegentlich fragen müssen, warum sie bei der ersten Gelegenheit zum Medizinschränkchen laufen und nachgucken, ob wir auch genug toxische Männlichkeit am Lager haben. Und zugleich 16 Jahre Außenpolitik von Frau Merkel in die Tonne treten. Scholz legt im Fernsehen und im Spiegel seine Gratwanderung dar, worauf ihm vorgeworfen wird, er kommuniziere und führe nicht. Da schallert ein Hurra-Journalismus, der ihn niederschreibt und ihm anschließend gesunkene Umfragewerte vorhält. Mehr schwere Waffen bedeuten mit Sicherheit: mehr Krieg, mehr Tote. Der Kanzler schließt das nicht aus, fragt allerdings auch, wie Waffenstillstand und Friedensvertrag aussehen könnten. Er scholzt, dass es nur so merkelt. Wer dagegen ausschließlich auf mehr Waffen setzt, auf eine Niederlage, eine Art Kapitulation, gar den Regime Change in Moskau, sollte dazu sagen, wie viele Menschen dafür noch sterben sollen.

Im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gibt Erdoğan sich als Friedensbringer. Gleichzeitig führt das türkische Militär immer wieder eine Boden- und Luftoffensive in kurdischen Regionen durch. Doch so richtig scheint das aktuell niemanden zu interessieren. Oder?

Siehe Jemen, wo seit 2015 eine „Allianz“ unserer liebsten Schurkenstaaten, Öllieferanten und Waffenkäufer wütet. Nach UN-Angaben 380.000 Tote bisher. Dies, wie auch Erdoğans völkerrechtswidrige Bombardements gegen US-Verbündete, verbindet das traurige Muster regional eingegrenzter Dauerkriege. Mal dran denken beim Stichwort „Ukraine“.

Xavier Naidoo, der bekannteste Sohn Mannheims, hat sich per Videobotschaft für seine Äußerungen in der Vergangenheit entschuldigt. Er distanziere sich ab jetzt von rechten und verschwörerischen Gruppen. Glauben Sie ihm?

Ich glaube ihm, dass da bald ein neues Album kommt.

Rekordumsätze bei Tesla machen Elon Musk um 23 Milliarden Dollar reicher. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ist die Weltwirtschaft aber wegen Pandemie und Ukrainekrieg weiterhin geschwächt. Könnte er uns nicht ein bisschen unter die Arme greifen?

Musks Privatvermögen entspricht ungefähr dem Staatshaushalt von Mexiko, Schweden, oder – Russland. Wobei Russland deutlich weniger in Raumfahrt investiert zurzeit. In dieser Perspektive ist ein Oligarch jemand, den Musk nach Feierabend im Bällchenparadies abholt.

Das DFB-Pokalfinale steht fest: Westen (SC Freiburg) gegen Osten (RB Leipzig). Wer gewinnt?

In Transferwerten gerechnet werden da 140 gegen 450 Millionen Euro auf dem Platz stehen. Also badische Street Credibility gegen Dosenkonzernfiliale. Da sind die Sympathien verteilt und man merkt gar nicht, dass es unterschiedlich hergestellte Produktimages sind. Bei Lebensmitteln ist bio teurer, hier umgekehrt.

Und was machen die Borussen?

Bei der Meisterfeier hält traditionell der als Erster die Schale hoch, der den größten Anteil daran hatte. Regulär wäre das beim Spiel des BVB dort der Schiedsrichter gewesen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang: gut. Deutscher Journalist, Autor und Fernsehproduzent. Seit 2003 schreibt Friedrich Küppersbusch die wöchentliche Interview-Kolumne der taz „Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?".

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.