Netflix will nicht teilen

Weniger Nutzer:innen: Der Video-Streamingdienst will strenger mit unzulässig geteilten Accounts umgehen und denkt über ein neues Abo-Modell nach

Der US-Streamingdienst Netflix hat erstmals seit mehr als zehn Jahren einen Rückgang seiner Abon­nen­t:in­nen verzeichnet. Es sind laut der am Dienstag (Ortszeit) veröffentlichten Geschäftsbilanz nur noch 221,6 Millionen – das sind 200.000 weniger als zum Ende des vergangenen Jahres. Die Ak­tio­nä­r:in­nen ließen die Aktie des US-Unternehmens als Reaktion auf die vorgestellten Zahlen um mehr als ein Viertel abstürzen.

Netflix begründete die Entwicklung unter anderem mit der Einstellung des Russlandgeschäfts nach Russlands Einmarsch in die Ukraine. Dadurch seien 700.000 Kun­d:in­nen weggefallen. Ansonsten wäre das Geschäft also sogar gewachsen, wenn auch deutlich schwächer als ursprünglich von dem Unternehmen erwartet.

Netflix hatte eigentlich damit gerechnet, 2,5 Millionen weitere Abos zu gewinnen. Der Streamingdienst hatte in den vergangenen beiden Jahren stark von der Coronapandemie profitiert. Die führte schließlich dazu, dass Menschen weltweit mehr Zeit zu Hause verbrachten. Ein Flatrate-Angebot für Filme und Serien stand hoch im Kurs.

Indes wächst die Konkurrenz in der Branche durch Angebote wie etwa Disney+. Als Hemmnis für sein Wachstum identifizierte Netflix aber auch die Nut­ze­r:in­nen – nämlich jene, die sich über die erlaubte Gerätezahl hinaus die Konten teilen. Zu den 221,6 Millionen Abon­nen­t:in­nen kommen nach Schätzung des Unternehmens mehr als 100 Millionen Haushalte hinzu, die Netflix über geteilte Abos schauen, ohne zu den registrierten Personen zu gehören. Laut Netflix-Chef Reed Hastings hatte dieser Umstand bisher keine hohe Prio­rität, „solange wir schnell gewachsen sind“. Das ändere sich jedoch jetzt. Um das nichtzahlende Publikum gewinnbringend zu binden, erwägt Netflix laut Hastings auch ein zusätzliches Abo-Modell, nämlich eine Sparvariante. Die wäre günstiger als die bisherigen Flatrates, dafür gäbe es Werbung. Ähnlich handhabt das beispielsweise der Musik-Streamingdienst Spotify.

Das könnte auch ein Lösungsansatz für ein Problem sein, das der Analyst Rob Enderle sieht – und das auch andere Unternehmen mit zahlungspflichtigen Angeboten betreffen wird: „Die Inflation macht sich bemerkbar, die Leute beginnen, auf ihr Geld zu schauen.“ (taz, afp)