Muss es wirklich Schwarz-Gelb sein?

Ausgerechnet zum Erscheinen des neuen Tellkamp-Romans bringt Suhrkamp eine Uhren-Edition heraus

Von Dirk Knipphals

„Der Schlaf in den Uhren“ wird der neue Roman von Uwe Tellkamp heißen. Viel mehr ist noch nicht bekannt. Das Buch erscheint am 15. Mai; Anfang Mai, so ist die Ansage, werden die Literaturkritiker es als Leseexemplar zugestellt bekommen und begutachten können. Dann wird man sehen. Klar hat man seine Vorbehalte gegen diesen Autor, der zuletzt schon mal einen Gesinnungsterror von links beklagte und nach 2015 Geflüchtete wie Sozialschmarotzer beschrieb. Doch was er literarisch vorlegt, kann man eben erst im Mai beurteilen.

Bis dahin kann man sich aber gut mit der Frage die Zeit vertreiben, ob es wirklich eine gute Idee des Suhrkamp-Verlags war, ausgerechnet zum Erscheinen dieses Buchs eine Uhren-Edition aufzulegen; offenbar war der Titel des Romans allzu inspirierend. Wobei gegen Suhrkamp-Uhren an sich gar nichts zu sagen wäre. Non-Book-Sektor heißt das im Branchensprech, und damit hat auch ein ansonsten so inhaltsgetriebenes Haus wie Suhrkamp einige gute Erfahrungen gemacht. So lassen sich schon länger Blanko-Notizbücher in den Ausstattungen der weltberühmten Suhrkamp-Editionen erwerben und mit eigenen Gedanken vollschreiben. Mancher Käufer mag so der Fantasie nachgehen, selbst die Autorin eines eigenes Suhrkamp-Buches zu sein, in der Nachfolge von Adorno, Habermas, Handke, Bachmann, you name it. Das Notizbuch à la Bibliothek Suhrkamp kostet sechs Euro, das à la edition suhrkamp nur vier. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass sie die meistverkauften Bücher der jeweiligen Reihen sind.

Umso bedauerlicher, dass Suhrkamp bei den Uhren nicht an diese Erfahrungen anknüpft. Was wäre schon gegen formschöne Zeitmesser in den legendären Regenbogenfarben der edition suhrkamp zu sagen? Nichts. Und auch gegen eine Sonderedition mit durchsichtigen Zeigern und der Aufschrift „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ hätte sich sicher kein kulturkritischer Impuls erhoben; schließlich ist Proust Suhrkamp-Autor. Aber die Tellkamp-Uhren in den schwarz-gelben Dresdner Farben passen – und zwar jenseits der Frage, ob einem dieser Autor nun zu rechts ist oder nicht – auch ästhetisch nur schwer zu diesem Verlag. Oder plant man da etwa gleich ein vollständiges Redesign der kompletten Corporate Identity?

Immerhin wird die Suhrkamp-Uhr Modell „Uwe“ nicht die einzige in der Reihe bleiben. Geplant sind auch ein kleineres Damen-Modell „Ingeborg“ fürs schmale Handgelenk und eine formschöne extragroße Version „Siegfried“ für den Leser mit dem ganz großen Geltungsbedürfnis und dem XXL-Ego.