Susanne Knaul über den Israel-Besuch von arabischen Außenministern
: Ein israelischer Traum

David Ben-Gurion hätte vor Freude ein flottes Hora-Tänzchen hingelegt, wäre es ihm vergönnt gewesen, den Besuch von vier arabischen Außenministern selbst noch mitzuerleben. Den ersten Regierungschef Israels zog es auf seine alten Tage in den Süden, um die Landsleute dazu zu ermutigen, die Wüste fruchtbar zu machen. Ausgerechnet Sde Boker, der Kibbuz, wo Ben-Gurion begraben liegt, ist Ort des ersten Negev-Gipfels. Das ohne Abstriche als historisch zu bezeichnende Treffen der Chefdiplomaten aus Marokko, den Vereinigten Emiraten, Bahrain und Ägypten ist ein riesiger Schritt zur Erfüllung des Traums, Israel zu einem unbestrittenen und natürlichen Teil der Region werden zu lassen.

Dass die Meinungen unter den Gästen von Israels Außenminister Jair ­Lapid bei diversen Themen höchst divers blieben, tut der historischen Bedeutung des Treffens keinen Abbruch. Selbst die USA – vertreten von Außenminister ­Antony Blinken – und Israel sind sich uneins über das sich abzeichnende neue Atomabkommen mit Iran. Washington würde das Thema lieber heute als morgen von der Agenda streichen, um in Kopf und Terminkalender Raum für aktuell Dringlicheres zu schaffen. Israel fürchtet dagegen ein Ende der Sanktionen und das Freiwerden von Geldern, mit denen Teheran die Feinde an den Landesgrenzen finanziert.

Ein Ende der Besatzung, zwei Staaten und Ostjerusalem als palästinensischer Hauptstadt wünschte sich Nasser Bourita, Marokkos Außenminister – wohl wissend, dass die Friedensverhandlungen seit Jahren feststecken und eine Lösung aktuell utopisch ist. Die PalästinenserInnen bleiben außen vor. Dabei wäre die neue Normalisierung auch für sie eine Chancen, würden sie sie nur zu nutzen wissen. Verbündete Staaten genießen letztendlich einen deutlich größeren Einfluss als feindliche.

Der Gipfel selbst bleibt vorerst das Ziel. Von verpassten 43 Jahren – damals einigten sich Israel und Ägypten auf Frieden –, einem neuen Narrativ, von Neugierde und dass man sich gegenseitig kennenlernen wolle, sprach der Außenminister der Vereinigten Emirate.

Der Negev-Gipfel ebnet den Boden für große Veränderungen.