Verhaftung des Rebellenführers Mokom: Von Zentralafrika nach Den Haag

Ein Anführer der zentralafrikanischen Anti-Balaka-Milizen stellt sich. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag fahndete seit 2018 nach ihm.

Ein junger dunkelhäutiger Mann mit einem Kreuz auf der Stirn posiert mit einem Gewehr über der Schulter.

Christliche Anti-Balaka-Milizen in Zentralafrika 2014 Foto: Goran Tomasevic/reuters

BANGUI taz | Die Verhaftung des ehemaligen Rebellenführers Maxime Mokom und seine Überstellung an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag bringt den Kampf gegen Straflosigkeit in der Zentralafrikanischen Republik einen großen Schritt voran. Mokom, ein ehemaliger Führer einer der christlich-extremistischen Anti-Balaka-Milizen, stellte sich im Nachbarland Tschad den Behörden. Am Montag wurde er nach Den Haag geflogen und inhaftiert.

Mokom, mit vollem Namen Maxime Jeoffroy Eli Mokom Gawaka, wird seit 2018 vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) im Zusammenhang mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit zwischen Dezember 2013 und mindestens Dezember 2014 gesucht. Der ICC bezeichnet ihn als „nationalen Einsatzkoordinator“ der kollektiv Anti-Balaka“ genannten christlichen Milizen, die damals schwere Verbrechen an der muslimischen Minderheit in der Zentralafrikanischen Republik verübten.

Zum Teil aus der Armee des im März 2013 von der muslimischen Rebellenallianz Séléka gestürzten Präsidenten François Bozizé hervorgegangen, bekämpften die Anti-Balaka jeden, den sie als Séléka-Unterstützer wahrnahmen. Sie erreichten den Sturz der Séléka-Regierung in der Hauptstadt Bangui, aber das brachte dem Land keinen Frieden.

Die mangelnde Aufarbeitung der Verbrechen jener Zeit gilt als zentrales Hindernis zur Befriedung des Landes. Viele mutmaßliche Verantwortliche für Verbrechen bekamen im Laufe der Jahre Regierungsposten – Maxime Mokom war 2019 im Rahmen eines Friedensabkommens Minister für Demobilisierung geworden. Später schloss er sich wieder Rebellen an und flüchtete Ende 2020 nach Tschad.

„Dass Maxime Mokom jetzt in Gewahrsam des ICC ist, ist ein großer Schritt zur Gerechtigkeit für die Opfer der Greueltaten, die in der gesamten Zentralafrikanischen Republik begangen wurden“, sagte Elise Keppler von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. „Wir hoffen, dass jetzt auch Bemühungen Priorität erhalten, hochrangige Séléka-Verdächtige zur Aufgabe zu bewegen.“

Mokom trifft in Den Haag nun auf zwei weitere hochrangige Anti-Balaka-Führer: Alfred Yekatom und Patrice-Edouard Ngaissona, die Ende 2018 verhaftet und überstellt wurden. Ihnen wird gemeinsam der Prozess gemacht; die Verhandlung wurde am 16. Februar 2021 eröffnet und läuft noch. Von Séléka-Seite ist bislang einzig der ehemalige Kommandeur Mahamat Said Abdel Kani in Gewahrsam des ICC; sein Prozess soll im kommenden September beginnen.

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