Kauf von Luftabwehrsystem: Pazifistisch gesehen sinnvoll

Die einst friedensbewegten Grünen sind Teil einer Regierung, die Luftabwehrtechnik kaufen will. Tatsächlich ist Defensivtechnik besser als Waffen.

Arrow 3 Abfangrakete wurde gezündet

Arrow-3-Abfangrakete an einem ungenannten Ort Foto: Israelisches Verteidungsministerium via dpa

Es war ein steiniger Weg für die Grünen, seit Christian Ströbele, seinerzeit Vorstandssprecher der Partei, 1991 gegen die Lieferung der von Deutschland mitfinanzierten Patriot-Raketenabwehranlagen an Israel protestierte. Aus dem Irak wurden damals regelmäßig Scud-Raketen abgeschossen auf Israel, das sich komplett aus dem Krieg heraushielt. Es handele sich bei den Patriot-Raketen nicht um „reine Abwehrwaffen“, erklärte Ströbele.

Fünfzehn Jahre später drängen die Grünen zum Verzicht auf das transatlantische Rüstungsprojekt Meads. Und noch mal 16 Jahre später tragen sie wider Willen die geplanten hohen Verteidigungsausgaben der Bundesregierung mit.

Dass heute umgekehrt Deutschlands rot-gelb-grüne Regierung in Israel anklopft, um sich mit einsatzerprobten Raketenabwehrsystemen vertraut zu machen, ist erfreulich. Denn tatsächlich geht es um reine Abwehrwaffen. Die in den vergangenen Jahren wiederholt eingesetzten Iron-Dome-Raketen haben zahllosen israelischen Zivilisten das Leben gerettet, ohne den Angreifern aus dem Gazastreifen auch nur ein Haar zu krümmen.

Für deutsche und für Nato-Bedürfnisse kommt der Iron Dome allerdings kaum infrage, geht es hier doch um Mittel- und Langstreckenraketen, die in der Luft abgefangen werden sollen. Israels Armee hält dafür den sogenannten Arrow 3 parat.

Ein hermetischer Schutz ist ohnehin nicht zu erwarten. Selbst der Iron Dome, der gut 90 Prozent der Angriffe abfängt, bietet ihn nicht. Trotzdem ist jedes Abwehrsystem besser als gar keins und viele Anlagen sind besser als wenige.

Gerade für PazifistInnen macht es Sinn, auf den Kauf und langfristig die Entwicklung für passende Abwehrsysteme zu setzen. Ohne den Iron Dome wären die letzten Kriege Israels gegen palästinensische Islamisten für beide Konfliktparteien zweifellos deutlich blutiger ausgegangen. Die Grenzen der Raketenabwehr markieren bereits das nächste Ziel: Bunker für alle.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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