Falsche Zusicherungen

Amnesty International beklagt vor Fußball-WM erneut Zustände in Katar

Wenige Tage vor der Auslosung der Fußball-WM in Doha stellt die Menschenrechtsorganisationen Amnesty International in ihrem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht dem Gastgeber Katar ein desolates Zeugnis aus.

Arbeitsmigranten seien trotz staatlicher Reformen weiterhin von Ausbeutung betroffen. Amnesty International stellt fest: „Trotz der Einführung eines neuen Mindestlohns und von Maßnahmen zur Überwachung der Lohnzahlungen wurden Arbeitsmigrant_innen weiterhin von Arbeitgeber_innen um ihren Lohn betrogen, ohne dass sie sich rechtlich dagegen wehren konnten.“ Außerdem wird beklagt, die Behörden hätten sich bis heute nicht um Aufklärung über den Tod Tausender Arbeitsmigranten, die in den vergangenen Jahren gestorben waren, bemüht.

Das Recht auf Meinungsfreiheit sei im Vorfeld der Fußball-WM gar noch weiter eingeschränkt worden. Extra vage formulierte Gesetze hätten dazu gedient, kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. Frauen sowie lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LGBTI+) würden weiterhin diskriminiert.

Katar steht seit der WM-Vergabe im Jahre 2010 aufgrund von Menschenrechtsverletzungen massiv in der Kritik. Die Regierung verwies gerade in den vergangenen Monaten immer wieder auf eine Vielzahl von Reformen, auch der Fußball-Weltverband Fifa weist auf die Verbesserungen im Land hin. Amnesty International dagegen resümierte, die Regierung habe es trotz anders lautender Zusicherungen versäumt, „Reformen einzuführen und durchzusetzen“.

Fifa-Präsident Gianni Infantino hat inzwischen einen Wohnsitz in Katar. Der Schweizer, der Arabisch spricht, verweist auf die große Kraft des Fußballs, Veränderungen herbeizuführen. (taz)