Editorial von Kai Schöneberg
: Zukunft statt Krieg!

Es war in letzter Zeit nicht gut gelaufen für Fridays for Future. Seit gut zwei Jahren schränkt die Pandemie die Proteste gegen mangelnden Klimaschutz ein. Dann kamen die Grünen an die Regierung, die zumindest vorgeben, dieselben Ziele wie die größte Klimaschutzbewegung des Planeten zu verfolgen. Seit gut einem Monat beherrscht ein schauriger Dreiklang die Welt und ihre (Nicht-)Politik: Corona, Klima – und Krieg. Wir sind nicht blind für die Millionen Toten der Seuche und die vielen Unschuldigen, die derzeit durch Putins Bomben sterben. In dieser Sonderausgabe der taz wollen wir uns aber den Chancen der Krisen ­widmen.

Auch wenn in Deutschland die Marke von 300.000 Infizierten täglich überschritten wird. Auch wenn die Staatschefs des Westens am Donnerstag auf gleich drei Gipfeln über den Ukrainekonflikt berieten. Die Erd­erhitzung bedroht den Planeten mit langfristig noch fataleren Auswirkungen. Deshalb protestieren am Freitag wieder Hunderttausende weltweit für eine bessere Klimapolitik – und gegen das Morden in der Ukraine: Fridays for Future fordern Zukunft statt Krieg.

Das Anliegen der Protestierenden ist, auch und gerade jetzt, gerechtfertigt. Außerdem können sie Grund zum Optimismus haben. Putins Krieg wird nämlich endlich in entschiedeneres Handeln gegen die Klimakrise münden. Denn: Nun zwingt auch die Geopolitik die EU und den Rest der westlichen Welt zu akutem Handeln. Jetzt. Jetzt weg von der Abhängigkeit von russischem Gas, Kohle und Öl, das ist auch weg von Putins Machtlogik. Freiheit von Despoten – dazu gehört übrigens auch ein mittelfristiges Ende von Gaslieferungen aus den Emiraten – heißt auch: grüne, dezentrale Energie. Ergo: Die Erneuerbaren bringen weniger CO2 und mehr demokratische Stabilität in die Welt.

Dieses Momentum können die Fridays nutzen. Das sieht auch Fridays-Frontfrau Luisa Neubauer im Interview mit der taz für diese Klimastreik-Ausgabe so. Und dennoch geißelt sie die Grünen für ihr Zaudern beim Klimaschutz. Weitere – trotz allem – ziemlich optimistische Themen heute: Wir zeigen den Fridays, welche Jobs ihnen die Energiewende bringt. Wir setzen auf Kinder statt Klimaapokalypse und dekonstruieren das rechte Gerede von der „grünen“ Inflation. Wir erklären, dass einige Aktivisti sich zu früh freuen, wenn sie hohe Spritpreise bejubeln. Außerdem, wie die Ökos von dunnemals zu den Großeltern der Klimabewegung wurden. Viel Spaß und Erkenntnisgewinn bei der Lektüre der Klima-taz!